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SERIE LESERDISKUSSION: Grün ist gut, bunt wäre besser

Für manche war es eine Art Erweckungserlebnis, das da an diesem Abend in der Grünauer Friedenskirche geschehen ist: Auf Einladung des Tagesspiegels trafen sich Bürger, Planer und Lokalpolitiker, um über den Park am Don-Ugoletti-Platz zu diskutieren. Doch es ging nicht nur um die von Sträuchern zugewucherte und von der Kirche in zwei Teile getrennte Grünanlage, sondern um etwas Grundsätzlicheres: Kommt ein sozial intakter und grüner Kiez wirklich ohne Zentrum aus?

Für manche war es eine Art Erweckungserlebnis, das da an diesem Abend in der Grünauer Friedenskirche geschehen ist: Auf Einladung des Tagesspiegels trafen sich Bürger, Planer und Lokalpolitiker, um über den Park am Don-Ugoletti-Platz zu diskutieren. Doch es ging nicht nur um die von Sträuchern zugewucherte und von der Kirche in zwei Teile getrennte Grünanlage, sondern um etwas Grundsätzlicheres: Kommt ein sozial intakter und grüner Kiez wirklich ohne Zentrum aus? In Grünau tobt das Leben nur an den unattraktivsten Orten, nämlich entlang der Hauptverkehrsstraßen und am tristen Bahnhofsvorplatz.

Damit auch die schöneren Flecken nicht mehr nur bei Vogelgezwitscher menschenleer vor sich hindämmern, hat das Büro des Landschaftsplaners Kamel Louafi für den Don-Ugoletti-Park eine durchgehende Promenade mit halbrunden „Sitzsofas“ statt des Strauchdickichts entworfen. Auf einem vorhandenen Podest könnte ein Pavillon als Veranstaltungsbühne entstehen. Den Park an der Dahme würde Louafi durch Stege zum Wasser hin öffnen und mit einem Kiosk beleben. Der Treptow-Köpenicker Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) bekannte sich als Fan dieser Ideen – und betonte, dass das Grünflächenamt kein Geld für Schönes habe, sondern nur noch Gefahrenabwehr betreiben könne. Gerhard Bechtoldt vom Verein „Zukunft in Grünau“ konterte, Louafis bodenständige Ideen seien gerade angesichts des knappen Geldes „eigentlich optimal“. Vor allem aber seien die Entwürfe nach jahrelangem Stillstand „der erste Impuls, den wir von außen empfangen“.

Damit war ein wunder Punkt getroffen: „Es würde die Grünauer freuen, dass überhaupt etwas passiert“, sagte eine Zuhörerin. Grünau leide an seinen „kranken Kindern“ wie den verfallenden Ausflugslokalen und Brachen entlang der Dahme. Andere im Publikum stimmten zu: Der Ortsteil werde vom Bezirksamt „sträflich vernachlässigt“. Dank Louafis Entwurf würde sich der Park mit seiner kürzlich restaurierten Kirche endlich nach außen öffnen und zum Verweilen einladen. So bekäme Grünau einen Ort, an dem die Menschen sich träfen.

Einige tun das bereits – im Bürgerhaus beim Ortsverein. Dessen Chefin Minka Dott sieht keinen Bedarf für einen Stadtplatz, weil es Grünauer und Besucher ohnehin nur ans Wasser ziehe. Sie hielt Louafi Planung „vom grünen Tisch aus“ vor – was der zurückwies: Er habe selbst gesehen, wie Mütter mit ihren Kindern ohne Stopp durch den dunklen Park geeilt seien. Auch aus dem Publikum kam für Dotts „Das-ist-halt-so“-Motto wenig Zustimmung. Weil die frühere Linken-Abgeordnete Dott dem Fortschritt dennoch nicht im Weg stehen will, fragte sie gegen Ende der Diskussion: „Und wer setzt sich jetzt den Hut auf?“ Baustadtrat Hölmer als Dienstherr des Grünflächenamtes tat es. Auf Hölmers erneuten Verweis auf den Geldmangel reagierte Louafi mit dem Stichwort „Sponsoring“: Ortsverein und Bezirksamt sollten seinen Entwurf und renommierten Namen nutzen, um bei Stadtmöblierern und Gartenbaubetrieben um Hilfe zu bitten, riet er. Und Moderator Gerd Nowakowski, Leitender Redakteur beim Tagesspiegel, resümierte: „Initiativ zu werden kostet erst mal gar nichts.“ So entstand tatsächlich ein wenig Aufbruchstimmung, zumal sich laut Hölmer mit konkreten Ideen manche Fördertöpfe – etwa das Plätze-Programm des Senats – öffnen lassen. Da sich der Stadtrat und die AG Ortsgestaltung ohnehin bald treffen wollen, könnte die Diskussion in der Kirche der Anfang eines neuen Kapitels für Grünau gewesen sein. Stefan Jacobs

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