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SERIE LESERDISKUSSION: Putzen statt gestalten

Ein Innsbrucker Platz mit neuem Gesicht? Toll, aber teuer. Mehr Pflege wäre schon was wert.

Einen Neuanfang im Niemandsland würden Axel Klapka und Florian Mänz vorschlagen. Die Landschaftsarchitekten vom Büro „k1“ wollen dem Innsbrucker Platz ein neues Gesicht verleihen: Ein Ring aus Platanen soll gepflanzt, ein roter Teppich aus kleinen Steinen und gefärbtem Kunstharz ausgerollt werden und in Höhe der Baumkronen soll ein Ring schweben, der nachts leuchtet. Außerdem: Sitzbänke, Wasserfontänen und Cafés. Aus dem Ort, an dem sich Hauptstraße, Stadtautobahn, U- und S-Bahn kreuzen, wollen sie einen Raum machen, der zum Verweilen einlädt.

Der Entwurf der Landschaftsarchitekten für die Tagesspiegel-Aktion „Platz da“ stieß auf viel Wohlwollen, als am Freitagabend Fachleute und interessierte Bürger im Haus des Deutschlandradios Kultur die Zukunft des Innsbrucker Platzes diskutierten. Einhelliger Tenor: eine tolle Vision – aber kaum umsetzbar. „Uns fehlt das Geld“, sagte Daniel Krüger (CDU), Bezirksstadtrat für Bauwesen in Tempelhof-Schöneberg. Allein die Reinigung des Platzes und die Pflege der Grünanlagen sei nur einmal im Jahr finanzierbar. Selbst wenn der Platz saniert würde, sähe es nach drei Wochen wieder aus wie vorher. „Das ist nun mal die Realität in Berlin.“

Wenig optimistisch äußerte sich auch Florian Mausbach, Stadtplaner und ehemaliger Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung. „Der Innsbrucker Platz ist eine große Verkehrsmaschine und kann nie ruhig und idyllisch werden“, sagte er. Es wäre allerdings schon viel erreicht, wenn sich Bürger und ansässige Geschäftsleute zusammentäten, um den Platz in Ordnung zu bringen, die Grünflächen zu säubern und morsche Bänke zu reparieren. „Ich rufe auf zu einer kleinen Rebellion.“

Der Vorschlag wurde sofort aufgenommen – auf dem Podium wie im Plenum. Fabian Lenzen, Mitglied einer Bürgerinitiative im Kiez und Inhaber von „Kluth Bestattungen“, schlug vor, eine gemeinsame Putzaktion ins Leben zu rufen, was im Publikum auf große Zustimmung stieß. Man war sich einig: Am Hauptproblem, dem Verkehr, könne man nichts ändern, aber der Platz könne gepflegt werden. „Dann würden sich dort auch normale Bürger aufhalten und nicht nur Alkoholiker“, meinte ein älterer Herr. Zum Schluss trugen sich viele in eine Liste ein, die Lenzen übergeben wurde. Ein versöhnlicher Abschluss, sehr zur Freude von Bezirksstadtrat Krüger, der ankündigte, die Fahrradüberwege würden in Ordnung gebracht.

„Wenn sich alle so engagiert einbrächten“, sagte Tagesspiegel-Redakteur Ralf Schönball, der die Diskussion leitete, „hätten wir in Berlin keine Probleme mehr.“ Fazit des Abends: Auch wenn kein Geld vom Himmel fällt, wollen die Anwohner am Innsbrucker Platz mit anpacken. „Wir werden uns wiedersehen, ganz sicher“, sagte eine Zuhörerin zum Schluss. bjs

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