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SERIE LESERDISKUSSION: Urbane Laborsituation

Prinzessinnengarten und Aufbau-Haus prägen den Moritzplatz. Aber wie geht es dort weiter?

Wer soll einen öffentlichen Platz gestalten und verändern? Die Anwohner? Der Bezirk? Eine Künstlerin? Und wie sollte so etwas vor sich gehen? Mithilfe eines Landschaftsarchitekten? Oder braucht man vielleicht gar keinen Plan? Über solche Fragen wurde vehement diskutiert beim Tagesspiegel-Forum im Aufbau- Haus am Moritzplatz.

Jens Hennigsen vom Landschaftsarchitektenbüro Henningsen stellte seinen Entwurf für eine Umgestaltung des Moritzplatzes zur Diskussion, der schon am 14. Mai im Tagesspiegel veröffentlicht worden war: Eine Glaskuppel auf der Mittelinsel, die Licht in das Zwischengeschoss des unterirdischen U-Bahnhofs bringt. Eine verkleinerte Mittelinsel und mehr Platz für die Gehwege. Außerdem plädierte Hennigsen für eine schmale Randbebauung auf der Fläche, die der Prinzessinnengarten nutzt. Der würde zum Hinterhofgarten. „Und der Platz bekommt durch diese Einfassung seine alte Form wieder: ein auf den Kopf gestelltes Quadrat.“

Marco Clausen von der Initiative Prinzessinnengarten kann mit solchen Ideen nichts anfangen – mit einem „fertigen Entwurf, den man rahmt und dann an die Wand hängt. Die Probleme hier sind nicht ästhetischer Natur, sondern sozialer. Und die löst man nicht mit Blockrandbebauung“. Für ihn kann sich das Potenzial eines Platzes nur durch Partizipation der Anwohner entfalten. Und das sei ein Prozess mit offenem Ausgang, der schon im Gange sei. Unter anderem durch das Engagement der Menschen im Prinzesinnengarten.

In Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) findet Clausen einen Unterstützer: „Am Moritzplatz ist eine urbane Laborsituation entstanden, eine Keimzelle städtischer Nachhaltigkeit.“ Was hier ausprobiert werde, könne stadtweite Diskussionen anstoßen. „Ich bin nicht sicher, was hier in fünf Jahren sein wird“, sagte Schulz. Und das sei gut so. Man müsse nicht jede Brache gleich bebauen. „Vielleicht gibt es in zehn Jahren bessere Ideen.“

Matthias Koch, Chef des Aufbau-Verlags, habe mit dem Aufbau-Haus für eine „Reurbanisierung des Platzes gesorgt“, sagte Gerd Nowakowski, leitender Redakteur des Tagesspiegels, der die Veranstaltung moderierte. Koch kündigte an, er habe noch einiges mit dem Platz vor: „Und wir wollen auch weiterhin die Anwohner einbeziehen.“

Die saßen bei der Diskussion im Publikum: „Eine Glaskuppel würde nichts an der furchtbaren Verkehrssituation ändern“, sagt eine Anwohnerin. Anders als eine 30er-Zone oder ein Zebrastreifen auf der Prinzenstraße. Wahrscheinlich werde es auf deren Südseite immerhin bald eine Mittelinsel geben, antwortete Horst Wohlfarth von Alm von der Stadtentwicklungverwaltung. „Es wäre ein Irrsinn, die Insel zu verkleinern“, sagt Tita Giese, Künstlerin aus Düsseldorf. Sie will dort „unbedingt“ ein „aufregendes“ Kunstwerk schaffen – aus Essigbäumen und 100 verschiedenen Gräserarten. Daniela Martens

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