SERIE WENDEKalender: 16. September 1989
Der DDR kommen immer mehr Ärzte und Facharbeiter abhanden
In der DDR wird das medizinische Personal knapp. In der Charité sind neben dem ökonomischen Direktor Friedrich Oelschläger innerhalb kürzester Zeit ein Dutzend weitere Ärzte und Schwestern legal in den Westen ausgereist, meldet AP. Der Ost-Berliner Regimekritiker Jens Reich sagte: „Mein Augenarzt ist mir abhandengekommen, ich habe Angst, dass meine Zahnärztin auch noch geht.“ Für den Bezirk Suhl habe die Regierung bereits ein generelles Ausreiseverbot für Ärzte verhängt. DDR-Gesundheitsminister Thielmann sagte der SED-Zeitung „Junge Welt“: Jede Ausreise eines Arztes sei als „Verrat gegenüber unseren Menschen“ anzusehen. Auch Facharbeiter können kaum noch hoffen, die DDR auf legale Weise zu verlassen.
Ost-Berliner, die nach West-Berlin geflohen sind, vermeiden, mit der U-Bahn unter ihrer alten Heimat durchzufahren. „Tief sitzt bei allen die Angst, die U-Bahn könne mal stecken bleiben, die Ost-Grenzer sie herauszerren und festnehmen“, schreibt der Tagesspiegel. Viele Flüchtlinge würden auch Albträume durchmachen, in denen sie in die DDR zurückgebracht werden. loy
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