SERIE WENDEKalender: 31. Dezember 1989
Massen feiern am Brandenburger Tor und in Kreuzberg wird randaliert
JAHRE
MAUERFALL
Leser, Prominente und Tagesspiegel- Autoren haben uns persönliche
Mauerfall-Geschichten erzählt:
www.tagesspiegel.de/meinjahr89
Die Stadt beiderseits des Brandenburger Tores rüstet sich zum großen Silvesterspektakel. Der Aufruf einiger DDR-Künstler, statt Böller zu kaufen lieber für das Unicef-Kinderhilfswerk zu spenden, verhallt aber weitgehend wirkungslos. Am Brandenburger Tor versammeln sich bereits nachmittags Hunderttausende. Die große Silvesterfeier gerät schließlich zur wilden Massenparty mit bis zu einer Million Teilnehmern. Wildfremde Menschen umarmen sich, viele klettern auf das Brandenburger Tor und schwenken Fahnen.
In Kreuzberg allerdings kommt es zu Krawallen. In der Umgebung des Heinrichplatzes werden Schaufensterscheiben zerstört, Geschäfte geplündert und Bauwagen umgeworfen. 150 Menschen hätten sich an der Randale beteiligt, berichtet die Polizei.
Rund 800 Vietnamesen und Kambodschaner aus der DDR nutzen die Silvesternacht, um unkontrolliert nach West-Berlin durchzuschlüpfen. Sie stellen dort einen Asylantrag und werden in Notunterkünfte gebracht. Seit dem Fall der Mauer sind mehrere tausend Vietnamesen nach West-Berlin gekommen.
In einer Meinungsumfrage der Akademie der Gesellschaftswissenschaften der DDR bekommt die Regierung Modrow gute Noten. Auf einer Sympathie-Rangliste steht Modrow mit 59 Prozent Zustimmung weit oben, Gysi bekommt immerhin 13 Prozent. loy
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