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Berlin: Sex, Jaworte und Walfischbecken Wie die Berliner Zeitungen

den 1. April bewältigten

Ach, was wissen wir heute schon noch in Sachen Sex? Das in Berlin geplante Hundebordell zum Beispiel wäre ein prima Aprilscherz gewesen nur gibt es die Pläne ja schon seit März. Doch die Unsicherheit bleibt: „Erster Aqua-Strip“ ruft uns die „BZ“ in der gestrigen Ausgabe zu, „Nackedei Justine“ steigt in eine mit Wasser gefüllte Röhre und legt den Bikini ab. Ohne Sauerstoff, ohne Bleigewichte. Befremdlich. Aber wie gesagt: Was wissen wir heute schon noch in Sachen Sex?

Manchmal sind Aprilscherze in der Presse vermutlich nur Projektionen von Wunschvorstellungen der Verfasser. Unzählige Male ist Klaus Wowereit gefragt worden, ob er denn mit seinem Freund Jörn Kubicki nicht den Bund fürs Leben eingehen wolle, und unzählige Male sagte er „Nein“. Dabei wären das doch so schöne Bilder geworden, das Paar, die gerührte Familie... Dann wenigstens am 1.April. Dachte wenigstens die „Berliner Zeitung“ und meldete den Geheimplan exklusiv: „Sie sagen: Ja.“ Und zwar, so heißt es, an einem Sonnabend im September im Trauzimmer des Berliner Rathauses. Trauzeuge: Rosenstolz-Sänger Peter Plate, als Gäste die komplette Senatskanzlei plus Sabine Christiansen und Alfred Biolek, schließlich ein Fest in Kubickis Dachwohnung, bekocht von der „Roten Gourmet-Fraktion“.

Hoffentlich stehen der traulichen Feier keine Regierungsprobleme im Weg. Ein mögliches skizziert die „taz“ zum gestrigen Termin: Die Amerikaner suchen einen neuen Standort für ihre Botschaft, weil ihnen die Adresse für den geplanten Neubau, der Pariser Platz, nicht mehr passt. Statt dessen an der Warschauer Brücke? Mutmaßungen über andere Hintergründe des Skandals knüpfen an Wowereits sexuelle Orientierung an: Könnte es nicht sein, dass US-Botschafter Coats, ein notorischer Schwulengegner, den Berliner Regierungschef einfach nicht leiden kann?

Baupläne unerwarteter Art auch im Tagesspiegel: Ein Walarium soll den bald nutzlosen Hardenbergplatz aufwerten und zum Ziel der Walbeobachter aus aller Welt machen - sofern die Bauverwaltung den Walkampf gegen den Finanzsenator gewinnt. Doch wie so oft am 1.April stellt sich heraus, dass die scheinbar so sonnenklaren Fakten einer Nachprüfung nicht Stand halten. Es wird also wohl auf absehbare Zeit dabei bleiben, dass auf dem Hardenbergplatz nur dicke BVG-Busse im Verkehrsstrom mitschwimmen, was Touristen aus aller Welt nur mäßig interessieren dürfte. Dafür hat der Finanzsenator eine Sorge weniger. bm

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