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Berlin: Sex-Skandal treibt Kreuzbergs CDU um

In Pornofilm mitgespielt: Politiker wurde aus der Partei geschmissen – er spricht von Mobbing

In Pornofilm mitgespielt: Politiker wurde aus der Partei geschmissen – er spricht von Mobbing Eigentlich hatte sich CDU-Politiker Alexander M. für dieses Jahr Großes vorgenommen. Im April wollte er für den Vorsitz des Kreisverbands Friedrichshain-Kreuzberg kandidieren und gegen den derzeitigen Amtsinhaber Kurt Wansner antreten. Doch daraus wird nun nichts. Nachdem bekannt wurde, dass M. als Darsteller in einem Pornofilm mitgewirkt hat, forderte Wansner ihn in einem Brief dazu auf, aus der Partei auszutreten. Dieser Aufforderung ist M. vor gut zwei Wochen nachgekommen.

Schweren Herzens, wie der Schatzmeister der Mittelstandsvereinigung in Friedrichshain-Kreuzberg zugibt. 38 Jahre lang war er Mitglied in der Partei, der Austritt für ihn deshalb „keine leichte Entscheidung“. Dennoch habe es keine Alternative gegeben, sagt M., denn eine sinnreiche Arbeit sei ihm in Anbetracht der Diskussionsebene nicht mehr möglich gewesen. Die Tatsache, dass der vor fünf Jahren entstandene Film anonym an den Kreisvorsitzenden geschickt wurde, wertet er als Indiz für eine Mobbing-Kampagne gegen seine Person. Denn nachdem die CDU in Friedrichshain-Kreuzberg bei den Wahlen im vergangenen September miserabel abgeschnitten hatte, äußerte M. Kritik am Kreisverband. Seither sei auch sein Verhältnis zum Kreisvorsitzenden angespannt gewesen.

Für Wansner ist die Sache mit dem Austritt des 52-Jährigen erledigt, wie er selbst sagt. „Wer in meiner Partei ist, der hat nicht in solchen Filmen mitzuspielen.“ Das stimme nicht mit den Wertvorstellungen der CDU überein – und sei deshalb auch keine Privatangelegenheit. „Wenn es eine Jugendsünde gewesen wäre, dann hätte man das vielleicht noch verzeihen können“, sagt Wansner. Doch bei dem ihm zugespielten Film mit dem Titel „Beauty Gang“ handele es sich um eine professionelle Hardcore-Produktion. Dass M. darin mitwirkt, sei inakzeptabel. Einen Imageschaden für seinen Kreisverband fürchtet er dennoch nicht.

Für den Beschuldigten, der hauptberuflich als Mediziner arbeitet, ist Wansners Argumentation heuchlerisch. „Der Widerspruch ist offensichtlich: Es muss ja jemanden aus dem Kreisverband geben, der in eine Videothek geht, um sich solche Videos auszuleihen.“ Warum er in dem Werk mitgewirkt hat und ob es weitere mit ihm gäbe, dazu wollte er sich nicht äußern. Daran, dass der Film eines Tages gegen ihn verwendet werden könnte, habe M. nicht gedacht: „Dass damit innerparteilich Politik gemacht wird, das hätte ich nie für möglich gehalten.“ Zudem verweist er darauf, dass die schleswig-holsteinische CDU einst Erotikunternehmerin Beate Uhse für das Bundesverdienstkreuz vorschlug.

Ein politisches Comeback schließt M. trotz alledem nicht aus. „Wenn sich die wichtigen Dinge geregelt haben, kommen die Entscheidungen.“ Dass ein Vorfall wie dieser nicht zwangsläufig das Ende einer politischen Karriere bedeuten muss, beweist das Beispiel von CSU-Politikerin Dagmar Wöhrl. 1973 spielte sie in einer Erotikkomödie mit. Diese trug den unmissverständlichen Titel „Die Stoßburg – Wenn nachts die Keuschheitsgürtel klappern“. Heute ist Wöhrl Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.

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