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Berlin: Sextäter vor Gericht Trotz Kontrolle soll Uwe K. rückfällig geworden sein

Laut Anklage hat er drei Kinder missbraucht

Viele befürchteten, dass Uwe K. es wieder tun würde. Von einer „menschlichen Zeitbombe“ war die Rede, als er vor drei Jahren freigelassen wurde. Justiz, Polizei, Sozialarbeiter und Psychologen wollten verhindern, dass weitere Mädchen zu Opfern des Sexualstraftäters werden. Es ist ihnen laut Anklage nicht gelungen. Der 46-jährige Uwe K. steht ab Dienstag erneut wegen Missbrauchs von Kindern vor Gericht (9 Uhr, Saal 701). Diesmal droht ihm die Sicherungsverwahrung.

Uwe K. hatte zwischen 1992 und 1995 im brandenburgischen Falkensee neun Mädchen missbraucht. Nach elfjähriger Haft zog er Ende 2007 nach Spandau. Trotz Überwachung soll er wieder Kinder in seine Wohnung gelockt und sich an drei Mädchen, das jüngste acht Jahre alt, vergangen haben. Zudem werden ihm 64 Verstöße gegen Weisungen im Rahmen der Führungsaufsicht zur Last gelegt.

Wurde der Sexualstraftäter zu lasch überwacht? Warum durfte K., dem Kontakte zu Kindern verboten waren, in ein Haus mit einem Kinderspielplatz davor ziehen? Polizei und Justiz waren heftiger Kritik ausgesetzt, als der mutmaßliche Rückfall im Januar bekannt wurde. Was staatlich möglich ist, sei gemacht worden, wiesen die Behörden die Vorwürfe zurück. Der Fall Uwe K. machte bereits Anfang 2007 bundesweit Schlagzeilen. Die Jahre im Gefängnis sollen an seiner Gefährlichkeit nichts geändert haben. Ein Rückfall sei zu befürchten, warnten Experten. Es gab nach damaliger Rechtslage aber keine Handhabe, gegen K. nach der Haft die Sicherungsverwahrung zu verhängen. Ein Versuch, ihn dauerhaft in eine psychiatrische Klinik zu bringen, scheiterte.

Uwe K. ging zunächst nach Süddeutschland. Eine Therapie dort brach er ab und zog nach Berlin in ein achtgeschossiges Haus im Falkenhagener Feld. Das für die Überwachung entlassener Sexualtäter zuständige Kommissariat nahm ihn sofort ins Visier. 123 Polizisten kümmerten sich in den folgenden zwei Jahren um ihn. Zweimal wurde er rund um die Uhr observiert, 13 und 23 Tage lang. Während dieser Zeit habe es keinerlei Anzeichen für ein strafbares Verhalten gegeben, erklärte die Polizei. Die Observation musste eingestellt werden.

Er wahrte gegenüber den Behörden offenbar den Schein eines reuigen Täters. Uwe K. ging regelmäßig zur Therapie und zum Bewährungshelfer. In seiner Umgebung aber erschlich er sich den Ermittlungen zufolge unbeirrt das Vertrauen von vorwiegend alleinerziehenden Müttern. In eine Familie mit zwei Mädchen soll er sich regelrecht „eingenistet“ haben. Die Familie habe Warnungen missachtet, hieß es später. Im Oktober 2008 gab es gegen K. erste Vorwürfe. Ein Missbrauch konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden. Angaben einer Mutter führten im Dezember 2009 zu seiner Verhaftung. Kerstin Gehrke

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