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Berlin: Sexueller Mißbrauch: Vergewaltigungsvorwürfe mit Eifersucht erklärt

Ihrem Lebensgefährten werden mehrere hundert Vergewaltigungen an drei kleinen Mädchen zur Last gelegt, aber Carmen K. will davon nichts mitbekommen haben.

Ihrem Lebensgefährten werden mehrere hundert Vergewaltigungen an drei kleinen Mädchen zur Last gelegt, aber Carmen K. will davon nichts mitbekommen haben. "Nichts anfangen" kann sie nach ihren Worten auch mit den Vorwürfen, sie selbst habe bei vielen Gelegenheiten mitgemacht oder minestens zugesehen. Die 30jährige Frau, die seit Montag zusammen mit ihrem Freund Mario G. vor Gericht steht, bot gestern vor dem Landgericht ein Bild der Unschuld.

Im Zeitraum von Herbst 1997 bis Juni 2000 soll das Paar die Mädchen Nadine L., heute 15, Melanie W., heute 14, und Nicole B. sexuell mißbraucht haben - allein Nadine L. mehrere hundert Mal. Insgesamt werden Mario G. laut Anklage 742 Fälle vorgeworfen, seiner Lebensgefährtin 106 Fälle. Während Mario G. erst einmal die Aussage seiner Opfer abwarten will, nahm Carmen K. schon gestern Stellung zu den Vorwürfen gegen sie - und bestritt sie vehement.

"Ich kann es mir nur so erklären, dass die Mädchen eifersüchtig auf mich waren, weil ich mit Mario zusammen bin und sie nicht." Vor allem Nicole B. sei verliebt gewesen. Sie habe den Mann häufig in der Kreuzberger Wohnung des Paares besucht. Tatsächlich liegen dem Gericht Liebesbriefe des Teenagers an Mario G. vor. Auch die Anwältin der Familie B. bestätigte, dass der mehrmalige Geschlechtsverkehr mit der Minderjährigen wenigstens einige Male nicht gegen den Willen des Mädchens erfolgt sei. Damit wird auch die relativ niedrige Bemessung des Schmerzensgeldes von 20 000 Mark erklärt, das die Familie fordert.

Ob nun auch Nadine L. und Melanie W. in den Mann verliebt gewesen sind? Carmen K. konnte es nur "annehmen". Die 30jährige, die Mario G. schon im Alter von 13 Jahren kennengelernt hat, gab an, dass sie sich immer sehr um die von ihren Eltern vernachlässigten Kinder gekümmert habe. Nadine habe oft geweint, weil die Eltern zuviel Alkohol tranken. Später verteidigte sich Nadines Vater, Ralph L.: "Wir haben schon unsere Bierchen, aber in Maßen. Über die Anschuldigungen kann ich nur lachen."

Den Tag, an dem das Paar laut Anklage am Fenster von Nadines Parterre-Zimmer auftauchte, um sie mit zum Spielplatz zu nehmen und dort zu vergewaltigen, hat Carmen K. ebenfalls anders in Erinnerung. "Nadine hat uns gesagt, dass die Eltern nichts zu essen gemacht haben. Also haben wir ihr eine Pizza vorbeigebracht."

Für die Zuhörer blieben Zweifel an der Darstellung von Carmen K.. Denn zumindest an einem Punkt stimmte ihre Darstellung nicht. Vor 1997 will sie die Mädchen nicht gekannt haben. Allerdings hatten die Eltern Nadines schon 1997 eine Strafanzeige wegen sexueller Belästigung der beiden älteren Schwestern von Nadine erstattet, die damals auch Nachhilfe von Carmen K. und Mario G. erhalten hatten. Nadine hat sich nach Angaben ihres Vaters erst im Juni getraut, ihren Eltern von den Vergewaltigungen zu erzählen.

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