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Berlin: Shakesbier

Ein kleiner Ratschlag vorweg: Nehmen Sie pro Person unbedingt eine Wolldecke mit. Dann steht einem vergnüglichen Abend im Freilufttheater im Monbijoupark nichts im Wege.

Ein kleiner Ratschlag vorweg: Nehmen Sie pro Person unbedingt eine Wolldecke mit. Dann steht einem vergnüglichen Abend im Freilufttheater im Monbijoupark nichts im Wege. Dort hat das „Hexenkessel Hoftheater“ jetzt wieder die Saison eröffnet – mit Shakespeare. „Was ihr wollt“ hatte am Sonntagabend Premiere, am 7. Juli kommt „Die Zähmung der Widerspenstigen“ hinzu. Jawohl, hinzu: Die kleine Schauspielertruppe gibt in der Zeit vom 7. Juli bis zum 3. August beide Stücke hintereinander.

Aber nicht, wie man das von ernsthaften Theaterbetrieben kennt, viereinhalb Stunden zähe Kost, die nicht der Dichter, sondern der Regisseur verquast und schwer verdaulich gemacht hat. Nein, hier geht das ungefähr so: Zum Beginn um 21.30 Uhr stehen noch alle in der Bierschlange. Rund 20 Minuten später ist auch der letzte zu seinem Platz geschlendert, die Flasche in der Hand schlenkernd. Das Programmheft besteht aus drei Blatt Fotokopien auf Umweltpapier, oben links geheftet. Die blaue Stunde senkt sich über die Stadt, rechts leuchtet die Baustelle des Bodemuseums, links liegt die Oranienburger Straße, ringsum rascheln die Blätter. Endlich geht es los. Des Barden Worte wurden verdichtet und eingedampft, sein ohnehin drastischer Wortwitz noch zugespitzt – sowohl in den derb-komischen Anzüglichkeiten als auch in kleinen Witzeleien à la „Gut gebrüllt, Löwenmäulchen!“ und „Er ist belesen wie ein Buchscheit“.

Zwei Stunden inklusive Pause dauert der burleske Spaß um die Liebeswirren des sexuell auf das jeweils Unerfüllbare orientierten Trios aus Orsino, Viola und Olivia, die sich in Wohlgefallen auflösen, als ein Vierter die Bühne betritt und so die Bildung zweier Paare möglich wird. Leichte Kost für schwerelose Sommerabende also, schweres Programm dagegen für die Schauspieler: Drei der fünf Akteure spielen Doppel- oder gar Dreifachrollen, vier von ihnen treten ab Juli in beiden Stücken hintereinander auf. Der Zuschauer dagegen zieht entspannt die Wolldecke enger um sich, denn von der Spree her weht ein kalter Wind. Fatina Keilani

Bis 5. September. Tickets kosten zwischen 8 und 14 Euro, Kartentelefon: 2404 8650

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