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Berlin: Sicherheit auch ohne Zwang?

Speditionsverband will Fuhrunternehmern die Extra-Rückspiegel jetzt nahe bringen

Bisher haben fast nur städtische Fuhrunternehmen angekündigt, ihre Lkw freiwillig mit zusätzlichen Rückspiegeln auszustatten, die Leben retten können. Viele private Unternehmen halten sich dagegen noch zurück. Deshalb appelieren jetzt die Verbände an die Unternehmen, die so genannten Dobli-Spiegel zu installieren.

„Wir haben per Newsletter das Thema aufgegriffen“, sagt Gerhard Ostwald vom Verband für Spedition und Logistik VSL. Hier sei wirklich mit relativ wenig Aufwand wesentlich mehr Sicherheit zu erreichen. „Der Aufwand für den Spiegel wiegt nichts im Verhältnis zu den Folgen, die ein Unfall möglicherweise mit sich bringt.“

Dobli-Spiegel verringern den toten Winkel der Lkw auf nahezu null – und damit auch die tödliche Gefahr, als Radfahrer von rechtsabbiegenden Lastern übersehen zu werden. „Die Berliner sträuben sich aus Kostengründen“, sagt Wolfgang Müller von der Firma Winkler, die als einzige Dobli-Spiegel in der Stadt vertreibt.

Klaus Spurgat von der Spedition und Autovermietung Lex bestätigt Müllers Einschätzung. „Ich kann es mir einfach nicht leisten, 90 Lkw auf einen Schlag mit Spiegeln auszustatten“, sagt Spurgat. Fänden sich jedoch genügend Spender, würde er seinen Fuhrpark natürlich sofort umrüsten. Solche Spender gibt es tatsächlich: Der Berliner Martin Keune hat erst vor kurzem die Initiative ergriffen und Fuhrunternehmern Dobli-Spiegel gespendet. Er hofft nun, dass andere Eltern seinem Beispiel folgen.

Die Firma MB Logistik-Service aus Marienfelde dagegen würde selbst dann nicht aktiv werden: „Wir kümmern uns um unsere Fahrzeuge selbst. Diese Spiegel gehören nicht zur Norm, deswegen sind wir auch nicht daran interessiert“, sagte Kathrin Hoefer von MB Logistik.

Und es gibt noch ein Problem, das die Ausstattung der Laster bislang erschwert: In den Ersatzteillagern der großen Truck-Hersteller MAN, Daimler und Iveco in Berlin hat man noch nicht einmal gehört, dass es derartige Rückspiegel überhaupt gibt.

Allein das Ersatzteillager der Firma Scania in Tempelhof hat Dobli-Produkte vorrätig. Dort immerhin können die Spiegel ohne Wartezeit montiert werden. „Einige Unternehmen werden jetzt hellhörig und wollen nachrüsten oder nehmen sich zumindest einen Spiegel zur Ansicht mit“, sagt Thomas Schumann von Scania. „Aber in den Köpfen muss sich noch einiges tun, bis man begreift, dass 200 Euro für ein Menschenleben doch nicht so viel sind.“

Unter der Telefonnummer 21477700 gibt Martin Keune übrigens Auskunft zu seinem Spendeprojekt.

Carola Padtberg

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