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Berlin: Sicherheitsbranche beklagt Sorglosigkeit der Deutschen

Die deutschen Haushalte sind nicht ausreichend mit Alarmanlagen ausgestattet. Dieser Ansicht ist zumindest der Bundesverband der Hersteller und Einrichterfirmen von Sicherheitssystemen e.

Die deutschen Haushalte sind nicht ausreichend mit Alarmanlagen ausgestattet. Dieser Ansicht ist zumindest der Bundesverband der Hersteller und Einrichterfirmen von Sicherheitssystemen e.V. (BHE). Die Umsatzentwicklung für Einbruchmeldeanlagen stagniert in Deutschland auf einem Niveau von 1,3 Milliarden Mark jährlich, beklagt die Branche. Dabei seien gerade einmal zwei Prozent aller Haushalte mit einer Alarmanlage ausgestattet. In den USA besitzen dagegen 15,5 Prozent der Haushalte eine Warnvorrichtung, in Großbritannien sind es 6,8 und in Frankreich 4,5 Prozent. Im internationalen Vergleich sieht die Branche somit ein enormes Nachholpotential.

Obwohl alle zwei Minuten eine Tür aufgebrochen, ein Fenster eingeschlagen oder auf andere Weise ein Einbruch verübt wird, sind die Deutschen offenbar in ihrer Sorglosigkeit nicht zu erschüttern. Gleichzeitig haben sich einige Hersteller von Sicherheitseinrichtungen kuriose "technische Feinheiten" einfallen lassen, mit denen man sein man Hab und Gut schützen kann: Die Leipziger Firma "Getec GmbH" bietet zum Beispiel eine Kombination aus Fußfesseln und Fangnetzen an, die sich beim Überschreiten einer bestimmten Linie auslöst und den oder die Einbrecher festsetzt, bis die Sicherheitskräfte eingetroffen sind. Die "Bandit GmbH" aus Dormagen stellt dagegen die "neue Generation der Nebelmaschinen" her. Sie seien eine Brücke zwischen der herkömmlichen Einbruchmeldung und der aktiven Verhinderung eines Diebstahls. Als Zubehör ist ein Außensignalgeber erhältlich, "der den Präventivkräften eindeutig und unmissverständlich anzeigt, dass es sich um einen Einbruchalarm mit Vernebelung und nicht etwa um einen Brand handelt", so die Produktbeschreibung. Die Berliner Firma "Sonderbau Sicherheitstechnik" schließlich bringt das "Stinktier" auf den Markt: eine automatische "Reizstoffsprüh- und Reizstoffschussanlage mit Fotoeinrichtung". Sie wird als "Schrecken des Einbrechers" angepriesen. "Dringt er in den Sicherheitsbereich ein, wird er zunächst angesprochen und gewarnt. Ein weiteres Vordringen bedeutet die erste Gasentladung mit einem schockierenden Knall und ein Foto."

Diese Einrichtungen seien nicht eben sinnvoll und würden eher schaden als nutzen, sagt Sicherheitsfachmann Detlef Kohl. Außerdem seien solche Anlagen häufig anfällig für Fehlalarme. Eine effektive Sicherung eines Hauses oder einer Wohnung müsse zunächst mit einer mechanischen Hürde für den Einbrecher beginnen. Es sei wichtig, den Dieb zunächst durch gute Schlösser und Riegel am leichten Eindringen in das Haus oder die Wohnung zu hindern, dann erst sei eine Alarmanlage sinnvoll. "Sonst ist er schon wieder weg, bevor die Polizei kommt." Beim Kauf einer Alarmanlage sollte der Kunde darauf achten, dass die Wartung im Vertrag inbegriffen sowie der Alarmfall mit einer Kontrolle durch eine Wachschutzfirma gekoppelt ist. "Denn nur wenn die Betreiber die Kosten tragen müssen, sind sie daran interessiert, dass es zu möglichst wenig Fehlalarmen kommt."

Außenhautsicherung optimal

Die Aufwendungen für die Sicherungstechnik sollten im Verhältnis stehen zu den zu schützenden Werten, sagt Kriminalhauptkommissar Detlev Fischer. "Erst bei höheren Werten lohnt sich eine Einbruchmeldeanlage." Sinnvoll sei auch eine Verbindung von Alarmanlagen mit Brand- und Rauchmeldern. Für optimal hält Fischer eine Außenhautsicherung, die aktiviert wird, wenn sich jemand an Fenstern oder Türen zu schaffen macht und gleichzeitig eine Meldung an Polizei oder Wachschutz sendet. "Denn diese Anlagen können auch bei Anwesenheit des Wohnungsinhabers scharf geschaltet werden." Bei "Fallensicherungen" im Innern der Wohnung sei dies nicht möglich und außerdem sei der Dieb dann bereits in der Wohnung. Sie sind auch unpraktikabel, wenn man Haustiere hält.

Bernd Brüggemann vom Bundesverband der Hersteller und Einrichterfirmen von Sicherheitssystemen e.V. (BHE) ist dagegen der Ansicht, dass sich der Einbau einer Alarmanlage auch in einer Geschosswohnung lohnt. Seiner Ansicht nach müssten sich Architekten und Bauplaner mehr um die Sicherheitsbelange der von ihnen geplanten Gebäude kümmern und die Bauherren beraten. Durch die frühzeitige Einbindung der Sicherungstechnik in die Gesamtplanung eines Objektes könnte der Bauherr erhebliche Kosten einsparen. Sie könnten gegenüber einem nachträglichen Einbau bis zu 50 Prozent niedriger liegen. "Auch bei gewerblichen Bauprojekten treten häufig Realisierungsprobleme auf", sagt Brüggemann. Da Sicherungsanlagen hier oft zu den Auflagen von Versicherungsgesellschaften oder Baubehörden gehören, gehe es in diesem Bereich weniger um den grundsätzlichen Einbau von Sicherungstechnik, sondern vielmehr um die Art und Weise der Abwicklung. Deshalb bietet der BHE Architekten und Fachplanern spezielle Schulungen an, um die nötige Qualifizierung in diesem Bereich zu erlangen. So könnte eine stärkere Verbreitung der Sicherungstechnik auch in Deutschland erreicht werden.

olk

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