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Berlin: Sie fliegen weiter – bis 2006

Gericht entscheidet: Senat muss Tempelhof offen halten. Die Schließung war nicht gut genug vorbereitet

Der Flugbetrieb in Tempelhof geht zunächst weiter – und trotzdem steht der Flughafen vor dem Ende. Denn auch nach der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts im Eilverfahren, die Flughafengesellschaft nicht von der Betriebspflicht zu befreien, will die Stadtentwicklungsverwaltung daran festhalten, den Flughafen zu schließen. Ziel bleibe es, Tempelhof aufzugeben, sobald die Genehmigung für den Ausbau Schönefelds rechtskräftig wird. Dies erwarten die Planer für 2006. Die CDU sowie die Wirtschaft forderten gestern, in Tempelhof Flugzeuge starten zu lassen, bis in Schönefeld der neue Flughafen eröffnet wird – was für Ende 2010 geplant ist.

Die Flughafengesellschaft wollte sich zunächst nur von der Betriebspflicht befreien lassen, um das jährliche Defizit von Tempelhof in Höhe von zuletzt 15,3 Millionen Euro senken zu können. Förmlich sollte der Flughafen frühestens 2006 geschlossen werden. Der Weg zur Aufgabe des Flugbetriebs über die Befreiung von der Betriebspflicht sei das falsche Instrumentarium gewesen, befand das Oberverwaltungsgericht. Eine solche Befreiung sei nach dem Gesetz nur möglich, wenn der Betrieb später wieder aufgenommen wird. Möglich sei dieses Verfahren zum Beispiel bei Bauarbeiten oder nach einem Unfall. Nach diesem Beschluss ist es unwahrscheinlich, dass das Gericht im Hauptverfahren anders entscheidet.

Schon vor dem Beschluss des Gerichts hatte die Flughafengesellschaft mit den meisten Fluglinien einen Umzug von Tempelhof nach Tegel vereinbart. Drei fliegen bereits ab Tegel. Ob die anderen jetzt folgen, steht nach der neuen Lage noch nicht fest. SN Brussels will nach Angaben ihres Deutschlandchefs Daniel Noraman zunächst am Umzug „nicht rütteln“. Man werde aber weitere Gespräche mit der Flughafengesellschaft führen. Auch die Marketing-Direktorin Ingrid Junge von Cirrus will zunächst abwarten. Schließlich habe Cirrus lange um die Start- und Landerechte in Tempelhof gekämpft. Entscheidend sei jetzt, wie lange Tempelhof in Betrieb bleibe. Die CDU sowie die Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof forderten die umzugswilligen Gesellschaften auf, in Tempelhof zu bleiben.

Dagegen ist die Flughafengesellschaft überzeugt, dass sich der Verlust ohne Linienverkehr um mehrere Millionen Euro reduzieren lasse.Wenn es nur noch Geschäftsfliegerei gebe, benötige man weniger Personal – im Verkehrsbereich, aber auch bei der Feuerwehr. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hält den Betrieb „ökonomisch und ökologisch“ für nicht sinnvoll. Für Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) ist der Gerichtsbeschluss „keine Katastrophe“.

Aufwind verspüren jetzt wieder die Gesellschaften Germania und Windrose, die angeboten hatten, Tempelhof in eigener Regie weiterzubetreiben. Bisher hatte der Senat Gespräche zu diesem Angebot abgelehnt.

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