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Berlin: Sie geben ihr Bestes

So etwa muss es im Blutspender-Himmel aussehen. Leise schwappen die Beutel auf den Geräten hin und her, Hände kneten bunte Gummibälle, leise spielt klassische Musik und die Ärztin trägt, wie soll es anders sein, Flügel.

So etwa muss es im Blutspender-Himmel aussehen. Leise schwappen die Beutel auf den Geräten hin und her, Hände kneten bunte Gummibälle, leise spielt klassische Musik und die Ärztin trägt, wie soll es anders sein, Flügel. Ganz in Weiß, passend zum Kittel. "Ich dachte mir, wenn ich schon Weihnachten arbeiten muss...", sagt Sieglinde Ristau, zuckt mit der Schulter und bringt die Flügel zum Zittern.

Die himmlische Ärztin ist also nicht ganz freiwillig gekommen, ins Grand Hotel Esplanade, einen Tag vor Heiligabend. Sieglinde Ristau würde vermutlich lieber zu Hause Geschenke verpacken oder sich mit der Nordmann-Tanne befassen. Aber alle anderen, die sich im Weißen Saal auf den Liegen niederlassen, sind freiwillig hier. Um dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) über den jahreszeitbedingten Engpass hinwegzuhelfen. Das haben Evelyn Röhr und ihre Freundin gestern jedenfalls beim Backen beschlossen. "Ich spende heute zum ersten Mal", sagt die 30-Jährige.

Dass sie jetzt mit einem Becher gesüßtem Tee in der Halle steht, beweist: Evelyn Röhr wiegt über 50 Kilogramm, kann einen stabilen Blutdruck vorweisen und hat bei der Anmeldung den Fragebogen-Test bestanden. Im Gang sitzen noch sechs Leute über den Bögen. "Haben / Hatten Sie folgende Erkrankung / en: Toxoplasmose? Babesiose? Kala-Azar?" Stifte fahren Tabellen entlang. "Chagas? Morbus Bang? Lepra? Orientbeule?"

Eine Schwester vom DRK schaut mit finstrem Blick über die leer gebliebenen Liegen. "Wenig, ganz wenige" Freiwillige seien bislang vorbei gekommen. Naja, eben keine idealen Voraussetzungen, um die Spendermassen zu mobilisieren. So kurz vor Weihnachten, bei dem Eis, der Kälte... Diejenigen, die allem trotzten gehören zu den treuen Seelen beim DRK. Wie beispielsweise Lieselotte Schack, die mit ihrer Schwester sonst "immer an einem Mittwochvormittag" in Lichtenberg spenden geht. "Das ist unser Frauentag. Anschließend gehen wir schlendern."

Heute können die beiden nach dem Aderlass erst einmal frühstücken. Im Saal nebenan servieren Kellner Kartoffelsuppe mit Würstchen, belegte Würstchen, Obst und Plätzchen. Eine Spende des Hotels. Für die Spender.

Da die Blutreserven über die Feiertage zur Neige gehen, ruft das DRK zur Blutspende auf: Am 27. Dezember von 14.30 bis 19 Uhr in Charlottenburg (Gemeindehaus, Alt-Lietzow 30), 14.30 bis 18.30 Uhr in Lichtenberg (DRK, Bürgerheimstr. 5), 14 bis 19 Uhr in Steglitz (DRK, Albrechtstr. 28). Am 28. Dezember von 11.30 bis 19 Uhr in Köpenick (DRK, Salvador-Allende-Str. 2), 14 bis 19 Uhr in Spandau (Bezirksamt, Carl-Schurz-Str. 2), 14 bis 19 Uhr in Steglitz (DRK, Albrechtstr. 28).

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