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Berlin: Sie haben die Wahl

Die Telekom baut Telefonzellen ab, die Konkurrenz rüstet auf

Die Konkurrenten stehen sich schräg gegenüber. Stahlblau gegen Magenta, Telekom versus Tele-Ruf heißt es seit dem 13. Juni in der Pohlstraße, Ecke Potsdamer Straße, wo nun auch das Bonner Unternehmen zwei Telefonzellen in Betrieb genommen hat. Während die Telekom ihr Netz bundesweit kontinuierlich abbaut, rüstet Tele-Ruf auf. Im Oktober 2000 nahm das Unternehmen seine erste Telefonzelle in der Reißeckstraße in Tempelhof in Betrieb. Heute stehen 150 Fernsprecher an 80 Standorten in Berlin. Und Tele-Ruf ist weiter auf Expansionskurs: In diesem Jahr sollen 100 zusätzliche Telefone an die Leitung gehen. Das Fernziel ist, flächendeckend präsent zu sein. Trotz Handys und wirtschaftlicher Flaute.

Fast eine Million Euro sei bisher in der Hauptstadt investiert worden, sagt Ulrich Ummenhofer, der Geschäftsführer der Berliner Tochtergesellschaft Tele-Ruf Nord GmbH: für die Anschaffung der Münzfernsprecher (pro Stück etwa 10 000 Euro), das Legen der Stromleitungen, die monatliche Reinigung, technische Wartung, Standortmiete sowie die Leitungsmiete an die Telekom. Dem stehen Einnahmen von 5 Cent pro 30-Sekunden-Einheit gegenüber. Denn so viel kostet es bei Tele-Ruf, ins bundesweite Festnetz zu telefonieren. Ein Verlustgeschäft?

„Wenn es sich nicht lohnen würde, würden wir nicht weitermachen“, betont Ummenhofer. Auch aus Bonn heißt es, die Telefonzellen, die nur an attraktiven Standorten aufgestellt würden, seien rentabel. Umsatzzahlen gibt das Unternehmen allerdings nicht bekannt.

In der Standortfrage haben kleine Anbieter einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem ehemaligen Monopolisten: Während die Telekom gesetzlich dazu verpflichtet ist, einen flächendeckenden Auftrag zu erfüllen, darf die Konkurrenz sich auf Ballungszentren konzentrieren. Telekom-Sprecher Walter Genz sieht aber auch bei attraktiven Standorten hohe Umsatzrisiken: „Vandalismus kann einem die Bilanz ganz schön verhageln. Damit ist keine blühende Landschaft zu erwarten. Besonders, weil heute ohnehin jedermann ein Handy hat.“ Die Konkurrenz nehme man aber trotzdem ernst.

Und dazu gehört in Berlin nicht nur Tele-Ruf, sondern auch der Telefonzellenanbieter GeKarTel. Das Netz des Dresdner Unternehmens ist mit seinen acht Häuschen aber noch vergleichsweise klein. Doch auch GeKarTel will größer werden: In diesem und im nächsten Jahr sollen zehn bis 15 weitere Rufzellen aufgestellt werden. „Der Markt ist da. Es lohnt sich weiterhin", sagt Roman Reuß, der Technische Leiter bei GeKarTel. Die Gewinne würden besonders durch Auslandsgespräche erzielt, denn dorthin rufe man nicht mit dem Handy an. Probleme bereite aber das Organisatorische: „In Frankfurt haben wir für die ganze Stadt einen Ansprechpartner. In Berlin, wegen der Zuständigkeit der einzelnen Bezirke, zwölf.“

Viola Volland

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