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Berlin: Sieben Jahre Haft für Misshandlung des kleinen Leon

Nevzat T. sollte auf den Zweijährigen aufpassen Das Kind konnte nur mit Not gerettet werden

Der zweijährige Asim-Leon wurde brutal geschlagen, gebissen, verbrannt. Nur durch eine Notoperation konnte der kleine Junge gerettet werden. Nach Überzeugung des Landgerichts war Nevzat T., ein Bekannter der Mutter, mit „besonderer Rohheit“ vorgegangen. Das Urteil gegen den 31-Jährigen fiel entsprechend hart aus: sieben Jahre und sechs Monate Gefängnis wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen. Die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre Haft gefordert, die Verteidigung Freispruch.

Nevzat T. war an jenem Freitag im Juli 2006 der Babysitter für den kleinen Jungen. Nur für ein paar Stunden sollte er aufpassen. Die alleinerziehende Mutter verließ ihre Wohnung am Maybachufer in Neukölln kurz nach elf Uhr, ihre beiden damals sechs- und vierjährigen Kinder waren wie üblich in der Kita. Gegen 16.30 Uhr kehrte die 31-jährige Frau zurück. Da war der Körper ihres jüngsten Sohnes mit blauen Flecken übersät.

Der Junge wurde grausam gequält. Massiv soll Nevzat T. auf das Kind eingeschlagen und eingetreten haben. Eine innere Verletzung führte zu Blutungen im Bauchraum. Auch an der Innenfläche seiner rechten Hand fanden die Ärzte eine Wunde – verursacht von einer brennenden Zigarette oder einem Feuerzeug. Zudem soll der Angeklagte den Jungen gebissen haben. Inzwischen lebt Asim-Leon bei einer Pflegefamilie.

Nevzat T., ein kräftiger Mann mit Zopf und großer Brille, hatte die Vorwürfe zu Beginn des Prozesses bestritten. Der Mutter des Jungen soll er erklärt haben, dass Asim-Leon auf der Terrasse vom Stuhl gestürzt sei. Die Mutter sah, dass es dem Jungen schlecht ging, trotzdem vergingen viele Stunden, ehe er ärztliche Hilfe bekam. Erst als eine Freundin am nächsten Tag kam, wurde die Feuerwehr alarmiert. Es sei wohl Angst im Spiel gewesen, man könnte ihr das Kind wegnehmen, vermutete die Zeugin.

Der vorbestrafte Angeklagte habe einem besonders schutz- und wehrlosen Kind erhebliche Schmerzen zugefügt, urteilten die Richter. Die Misshandlungen hätten sich über einen längeren Zeitraum hingezogen. Das Gericht ging von einer Tat „relativ nah zu einer Tötungshandlung“ aus. Was in den fünf Stunden genau geschah, konnte allerdings nicht aufgeklärt werden. Im Dunkeln blieb auch ein Motiv für den brutalen Übergriff. Der von der Staatsanwaltschaft zunächst vorgeworfene Mordversuch konnte im Prozess nicht nachgewiesen werden. Die Mutter des Jungen ist bereits per Strafbefehl wegen Verletzung der Erziehung- und Fürsorgepflicht zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.

Erst am Montag hatte es in Berlin erneut einen schweren Fall mutmaßlicher Kindesmisshandlung gegeben. Der sechs Monate alte Junge schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Die 41-jährige Mutter, eine Berliner Modedesignerin, hatte die Feuerwehr alarmiert, weil ihr Kind keine Luft mehr bekommen hatte. Gegen den 24-jährigen Lebensgefährten der Frau wurde am Mittwoch Haftbefehl erlassen.

Kerstin Gehrke

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