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Berlin: Sieben Milliarden Groschen sollen Olympiastadion retten

In die ungelöste Finanzierungsfrage der Sanierung und Modernisierung des Berliner Olympiastadions zu einer Weltmeisterschafts-tauglichen Arena kommt Bewegung. Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) liegt seit Freitag ein Konzept von Sport-Staatssekretär Klaus Löhe (SPD) vor.

In die ungelöste Finanzierungsfrage der Sanierung und Modernisierung des Berliner Olympiastadions zu einer Weltmeisterschafts-tauglichen Arena kommt Bewegung. Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) liegt seit Freitag ein Konzept von Sport-Staatssekretär Klaus Löhe (SPD) vor. Löhe schlägt vor, auf alle in Deutschland ausgegebenen Lotto-, Toto und Glücksspiralenscheine einen "WM-Groschen" zu erheben. Somit könnte in den nächsten sieben Jahren ein Betrag von 700 Millionen Mark erwirtschaftet werden, der moderne deutschen WM-Stadien sichert.

In einem mehrseitigen Brief, der Freitag abend bei einem Empfang im Vorfeld des heutigen Pokalfinales dem DFB-Generalsekretär Horst Schmidt übergeben wurde und der dem Tagesspiegel vorliegt, haben Staatssekretär Löhe und der frühere Berliner Lotto-Chef Heinz Deutschendorf ihre Finanzierungvorschläge detailliert skizziert. Ausgangspunkt dabei sind die Erfahrungen bei den Olympischen Spielen in München 1972 und der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland. Damals konnten für die Stadien dringend benötigte Gelder über die "Glücksspirale" erwirtschaftet werden. Pro WM-Arena flossen unter Federführung des Bayerischen Finanzministeriums rund sechs Millionen Mark an finanzieller Unterstützung. "Die Einspielergebnisse haben gezeigt, daß für Lotterien, die aus Anlaß überragender populärer Sportereignisse veranstaltet werden, in der Öffentlichkeit und bei den Medien eine hohe Akzeptanz besteht", argumentieren die beiden Autoren. Die Austragung einer Fußball-WM im Jahr 2006 sei mit der Situation von vor 25 Jahren durchaus vergleichbar. Da fast alle Bewerberstädte bei der vom Weltfußballverband Fifa geforderten Modernisierung ihrer Stadien Finanzierungsprobleme hätten, empfehle sich "ein gemeinsames, mit dem Deutschen Lotto- und Totoblock organisiertes Vorgehen".

Basis der Berechnung möglicher Einnahmen sind die jährlich eine Milliarde in den drei Lotterien ausgegebenen Spielscheine. Mit der Festlegung eines "WM-Groschens" pro Schein ergebe sich eine Summe von 100 Millionen Mark. Sollte man sich gar auf einen Zuschlag von 50 Pfennigen verständigen, kämen 500 Millionen pro Jahr zusammen. Bei eine Laufzeit von sieben Jahren (2000 bis 2006) ließe sich allein auf Basis des "WM-Groschens" ein Betrag von 700 Millionen Mark erzielen. Als "zusätzliche Anreize" schlagen Löhe und Deutschendorf den Lottogesellschaften vor, Prämien oder gesponserte Zusatzgewinne (zum Beispiel Fußball-Tickets) im Rahmen von wöchentlichen Sonderziehungen auszuloben.

Bei der Verteilung sollen alle vom DFB als Austragungsstätten vorschlagenen Stadien 30 Prozent der notwendigen Sanierungskosten aus dem Lotto-Fonds erhalten. Um für das Berliner Olympiastadion, im dem 2006 auch das WM-Endspiel ausgetragen werden soll, einen höheren Finanzanteil zu bekommen, werden "aus taktischen Gründen" auch das Münchener Olympiastadion wie das Leipziger Zentralstadion als besonders unterstützungsbedürftig vorgeschlagen. Diese Arenen sollen wie Berlin in einem höheren Maße an den Einnahmen durch den "WM-Groschen" partizipieren.

In vielen Fällen ist die Finanzierung der Stadionsanierung noch nicht gesichert. Das gilt neben Berlin und Leipzig für Dresden, Frankfurt/Main, Hannover und auch München. Das Hamburger Volksparkstadion und das Gelsenkirchener Parkstadion haben bereits mit Hilfe privater Investoren und Kapitaldienstleistungen tragfähige Finanzierungskonzepte entwickeln können. Gelsenkirchen kommt sogar in den Genuß einer Landesbürgschaft Nordrhein-Westfalens in Höhe von 190 Millionen Mark. In München hingegen steht die Finanzierung der auf 400 Millionen Mark geschätzten Modernisierung des Olympiastadions in den Sternen. Beim DFB läßt die ungeklärte Finanzlage in mehreren Städten bereits die Alarmglocken läuten, man befürchtet gegenüber den starken WM-Mitbewerbern England und Südafrika einen erheblichen Wettbewerbsnachteil. Besonders England attestieren die Autoren des Lotto-Konzeptes, keinen Mitteleinsatz bei der im kommenden Jahr zur Entscheidung anstehenden Bewerbung zu scheuen.

Für Berlin als Hauptaustragungsstätte einer WM 2006 ist die Situation im derzeitigen Auswahlverfahren für einen Investor und Betreiber für das Olympiastadion besonders prekär. Nach jetzigem Stand ist von einer Finanzierungslücke in Höhe von 300 Millionen Mark auszugehen. Das Land Berlin und der Bund wollen sich mit jeweils 100 Millionen Mark beteiligen, der refinanzierbare private Anteil eines Investors wird auf maximal 200 Millionen Mark geschätzt. Die Kosten für die Sanierung und Modernisierung der baufälligen Arena werden auf mindestens 700 Millionen Mark veranschlagt.

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