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Siegerentwurf: Schöne Aussicht vom Tempelhofer Fels

Neue Pläne für das Flughafengelände: ein 60 Meter hohes Denkmal, Becken und Bäche, ein Pavillon und Wege wie Planetenbahnen. Im Sommer werden die Berliner noch einmal beteiligt und können erneut Einfluss auf den aktuellen Entwurf nehmen.

Die niederländische Königin Beatrix erfuhr als Erste vom Sieger des Wettbewerbes zur Gestaltung der Parklandschaft Tempelhof. Weil es ihr Landsmann Eelco Hooftman ist, hatte es Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ihrer königlichen Hoheit während ihres Berlin-Besuchs gesteckt. „Sie hat das Geheimnis gewahrt“, sagte Lüscher bei der Vorstellung der Ergebnisse. „Das war Bürgerbeteiligung“, so der launige Zwischenruf des siegreichen Landschaftsplaners.

Ironie und Ideenreichtum zeichnen den schlaksigen Mann mit dem schulterlangen Haar aus, dessen Büro „Gross.max“ in China, Japan und Großbritannien Gartenanlagen plant. Der gemeinsam mit den britischen „Sutherland Hussey Architekten“ entwickelte Entwurf für die „Tempelhofer Freiheit“ ging auch deshalb als Sieger unter 78 Entwürfen hervor, weil der Park bis ans Flughafengebäude heranreicht, ohne den Veranstaltungsbetrieb zu stören.

Zu den überraschendsten Ideen zählt ein 60 Meter hohes Monument in Gestalt eines Felsens. Ganz oben steht Alexander von Humboldt, den suchenden Blick zu Boden gerichtet. Humboldt, der große Berliner Universalgelehrte, habe im Gebirge Pflanzen erkundet – um Pflanzen und Natur gehe es ja auch bei der Gestaltung der Tempelhofer Freiheit.

Wie es in Mode gekommen ist, kann man auch dieses Denkmal besteigen – was einen wunderbaren Blick über die weite Freifläche und die Wege erlauben dürfte, die oval verlaufen oder wie Kreise und Ellipsen neue Bereiche auf dem Feld einzirkeln. Sie sind aus der geschwungenen Form des Flughafenbaus abgeleitet. Aus der Vogelperspektive sollen sie wirken wie Kreisbahnen von Planeten.

Der Pavillon mit Café soll im Mittelpunkt der Anlage entstehen, vor der Internationalen Gartenschau (IGA) im Jahr 2017 fertig werden und 800 000 Euro kosten. Für die IGA wird ein 80 Hektar großer Teil des Areals durch einen neuen Zaun abgetrennt – denn der Eintritt wird Geld kosten. Die nicht zur Schau gehörenden Teile der Anlage sollen offen bleiben und zum Teil über Stege erschlossen werden.

An zehn Stellen wollen die Planer das Gebiet zu den umliegenden Quartieren öffnen. Der große Zaun rundherum wird ebenso bleiben wie die Schließung der „Tempelhofer Freiheit“ in den Nachtstunden. „Das hat sich bewährt“, sagt die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Die Zwischennutzungen wie Kräutergärten oder Sportflächen wollen die Planer auf kleinen grünen Inseln am östlichen Neuköllner Rand unterbringen. Ein Naturschutzbereich im Südosten kommt neu dazu. Bäume werden im Zentrum des Parks nicht gepflanzt, wie es der Entwurf ursprünglich vorsah. Das hat der Bürgerwille so beschieden. Im Sommer werden die Berliner noch einmal beteiligt und können erneut Einfluss auf die aktuellen Pläne nehmen.

Ein weiterer Streich der Planer sind die Wasserbecken östlich vom Vorfeld des Flughafengebäudes, die durch Wasserläufe verbunden sind und die über Stege überquert werden können. Das Wasser soll auch zum Kühlen dienen, wenn sich das Pflaster vor dem Baudenkmal bei sommerlichen Veranstaltungen aufheizt. Auch einen neuen Platz für Konzerte schafft der Entwurf etwas weiter im Inneren der Tempelhofer Freiheit: Eine kreisrunde Rasenfläche, die wie vor dem Schloss Bellevue leicht abgesenkt ist – „Ha-Ha“ nennen es Gartenbauer.

Ab 2013 soll gebaut werden, 61,5 Millionen Euro sind im Haushalt eingestellt. Weitere 13,5 Millionen gibt es als Landeszuschuss für die IGA. Der Betrieb des Areals werde nicht viel mehr kosten als die gegenwärtig fälligen 400 000 Euro im Jahr. Auch das Interesse von Investoren an Bauflächen am südlichen Rand, wo ein Business-Park entsteht, ist laut Gerhard Steindorf von der landeseigenen Tempelhof-Projekt-Gesellschaft gut. Zuversichtlich ist er auch, dass bald schon die Zentral- und Landesbibliothek in Bau gehen wird. „Die Ansätze für die Planungen stehen im Haushalt“, sagte Junge-Reyer. Wenn es dabei bleibe, könnten in den nächsten zwei bis drei Jahren baureife Pläne vorgelegt werden.

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