zum Hauptinhalt

Berlin: Signierender Regierender

Klaus Wowereit stellt sein Buch vor – und wundert sich über die Warteschlange

Klaus Wowereit ist überpünktlich. Der Tag war gut gestopft mit Terminen, aber er betritt das Tiefgeschoss im Kulturkaufhaus Dussmann wie aus dem Ei gepellt, dunkler Anzug, hellblaue Krawatte. „Ja, gut“ sagt er, ich hatte ja keine Ahnung, ob außer der Presse überhaupt jemand kommen würde“ – das klingt ein wenig kokett angesichts der Tatsache, dass die Warteschlange mehrspurig von hinten bis vorn an den Eingang Friedrichstraße reicht. Und der Presseauftrieb sieht so aus, als hätte er gerade seinen Übertritt zur CDU angekündigt.

Vorn wird Wowereits Buch verkauft, hinten signiert der Regierende, allerdings erst, nachdem er gut gelaunt und in aller Ruhe eine Reihe von Interviews gegeben hat. Das Übliche: Ja, die Zeit sei reif für einen schwulen Kanzler, na klar, aber das habe nun erst einmal nichts mit ihm zu tun, alles andere sei reine Spekulation. Außerdem sei da ja Kurt Beck, hinter dem er ganz klar stehe, nicht wahr?

Überhaupt, betont er, sei das alles Zufall. Das mit dem Buch habe ihm der Verleger Karl Blessing schon vor Jahren vorgeschlagen, er habe lange nachgedacht und den Gedanken reifen lassen. Dass nun jetzt im Oktober ein SPD–Parteitag anstehe, das habe man beim besten Willen nicht ahnen können. Ja, und das erste Exemplar des Buchs habe er natürlich selbst bekommen – und soeben beim Bürgermeistertreffen an Bertrand Delanoe weitergegeben.

Ein Grußwort des Hausherren Peter Dussmann, der Wowereit gleich noch für eine Benefiz-Veranstaltung keilt, dann werden die Buchkäufer vorgelassen. Ein Querschnitt durch die Bevölkerung mit einer gewissen Tendenz ins Rentenalter – das ist der Normalfall bei solchen Signierstunden und auch hier nicht anders. Sie sei ja eigentlich nicht direkt ein Wowereit-Fan, sagt die erste, die mit einem signierten Buch davon zieht, „aber solche Politikerbiografien sind doch immer interessant.“ Wowereit lächelt und plaudert, ist sichtlich gut aufgelegt. Hinten irgendwo zwischen Presseleuten und Sicherheitsbeamten steht Jörn Kubicki, sein Lebensgefährte, und wartet den Gang der Dinge ab – Wowereit hatte ihn beim Hereinkommen den Fotografen gewissermaßen vorgeführt.

Eine ruhige Signierstunde. Die Käufer warten diszipliniert, die Presse packt ein. Das Buch ist richtig gut gelaufen am ersten Tag. bm

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false