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Berlin: Silbersteinstraße: 40 Laster in drei Stunden

Polizei kontrollierte Durchfahrtverbot – und war überrascht, wie viele Lkws die Strecke benutzen

Was sind Brummi-Fahrer doch zerstreut: Sie wissen plötzlich nicht mehr, wo sie langfahren dürfen, oder übersehen gleich mehrere Verkehrsschilder. Auf jeden Fall waren das die häufigsten Ausreden der 40 Lkw-Fahrer, die gestern Vormittag trotz Verbots durch die Silbersteinstraße in Neukölln fuhren und von der Polizei erwischt wurden.

Die Polizei hatte zum ersten Mal eine Sonderkontrolle für Lastwagen eingerichtet, um das seit Mai geltende Durchfahrtverbot zu überprüfen. 50 Polizisten stoppten die Laster an der Eisenbahnbrücke Oberlandstraße und an der Lahnstraße/Ecke Naumburger Straße. Das Durchfahrtverbot gilt, wie berichtet, für Laster von über 3,5 Tonnen; ausgenommen ist der Lieferverkehr für die ansässigen Geschäfte. Mit dem Verbot sollen die Feinstaubwerte reduziert werden, die hier den Grenzwert weit überschreiten.

„Wir wollen Präsenz zeigen und verlässliche Zahlen ermitteln, wieviele Lkws hier tatsächlich durchfahren“, sagte Martin John, Leiter des Abschnitts 55, zuständig für Neukölln-Nord. Seit Bestehen des Verbots Anfang Mai 2005 gab es immer wieder Beschwerden von Anwohnern, dass weiterhin Lkws die Straße nutzen.

Die Polizei kontrollierte die Einhaltung des Durchfahrtverbots bisher nur während ihrer regulären Streifenfahrten. Zu wenig, denn es war „ungefähr einmal die Woche und dann auch nur fünfzehn Minuten lang“, sagte John. Durchfahrtverbote ständen auf der Prioritätenliste nicht ganz oben. Wichtiger sei die Überprüfung von Unfallschwerpunkten.

Um zehn Uhr sind an der Lahnstraße ein zu schneller Kombi, ein Golf mit nicht angeschnalltem Fahrer und zwei Lkws gestoppt worden, zwei von 40 Lastern, die in den nächsten Stunden erwischt werden. Am Ende ist selbst John überrascht, wie viele das Verbot missachten. Wo die Fahrer fehlende Ortskenntnisse als Grund für ihre Fahrt durch die Silbersteinstraße nennen, vermuten die Beamten, dass sie eigentlich die Autobahnmaut umgehen oder einige Kilometer auf dem Weg zum Industriegebiet in Neukölln sparen wollen. Überrascht ist John auch von der hohen Zahl anderer Verstöße: Für das Überschreiten der vorgeschriebenen Geschwindigkeit oder abgelaufenen TÜV wurden in drei Stunden 76 Verwarnungsgelder und 47 Anzeigen erteilt.

Der Fahrer eines Lasters, der Stahl geladen hatte, blieb gelassen: „Solange das keine Punkte gibt – mit 15 Euro Verwarnungsgeld kann ich leben“, sagte der Mann aus Neubrandenburg. Relativ entspannt sieht auch Helga Loher vom Bistro „Kaffee-Pause“ die Lage. Besonders störend seien nicht der Verkehr über Tag, sondern die Lieferwagen der sechs Großmärkte jeden Morgen um halb vier: laufende Kühlmaschinen, laute Motoren. Aber „was willste machen, es ist nun mal ein Mischgebiet hier!“, sagte die Neuköllnerin.

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