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Das Brandenburger Tor ist an Silvester wieder Partymeile.

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Silvester in der Hauptstadt: Berlin knallt einfach nicht mehr

Mit 15 tanzte unsere Autorin zum Jahreswechsel noch auf den Dächern. Jetzt sind sie ausgebaut. Berlin hat sein nächstes Gentrifizierungsopfer: Silvester. Eine Glosse.

Es ist jedes Jahr dasselbe mit der Jahresendplanung: Spätestens im September wird die alljährlich angeregte und nie umgesetzte Idee aufgewärmt, ein Haus in der Uckermark zu mieten – alle zusammen, der ganze Freundeskreis. Hat bislang wegen unklarer Zuständigkeiten und kollektiver Trägheit nie geklappt.

Dann wird das Thema drei Monate lang gekonnt umschifft. Nach Weihnachten dann, wenn Hiergebliebene und Heimkehrer ihre Wiedervereinigung feiern und das Maß an Sentimentalität mit jedem Pfeffi höher wird, kann es niemand mehr ignorieren: Silvester steht an. Doch noch mal hier probieren?, fragt einer. Aber Silvester in Berlin war immer Mist, ruft eine andere.

Jede Party kostet mittlerweile 25 Euro und dauert gleich drei Tage

Unkompliziert feiern wie früher ist nicht mehr, jede Party kostet mittlerweile 25 Euro und dauert gleich drei Tage. Wir irren dann eh nur durch die Gegend. Aber, findet jemand, ist doch auch schön, Hauptsache wir und ein bisschen Pfeffi.

Spätestens da wagen sich die ersten aus der Deckung: Eine flieht nach Italien, der Nächste will „einen Ruhigen“ mit der Kleinfamilie machen.

Kollektive Empörung: Mit 15 feierten wir um Mitternacht auf Dächern, vor drei Jahren immerhin noch in der Willner-Brauerei. Geht beides nicht mehr: Die Dächer wurden ausgebaut, die Willner-Brauerei ist verkauft. Verdrängungsopfer Silvester.

Vergangenes Jahr der Tiefpunkt: Eine kleine Spaltergruppe setzte sich über den Jahreswechsel nach Hamburg ab. Berlin knallt einfach nicht mehr.

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