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Berlin: Sind die Deponien nicht längst voll?

Fast im Minutentakt rollen die Müllwagen um die Mittagszeit zur Verbrennungsanlage in Ruhleben. Mehr als 20 Einfahrten führen zu dem gigantischen Bunker, in denen die BSR-Laster den Inhalt der grauen Tonnen kippen.

Fast im Minutentakt rollen die Müllwagen um die Mittagszeit zur Verbrennungsanlage in Ruhleben. Mehr als 20 Einfahrten führen zu dem gigantischen Bunker, in denen die BSR-Laster den Inhalt der grauen Tonnen kippen. Drei riesige Greifer laden den Müll in die Brennkessel oder schichten ihn um, damit er sich durch chemische Prozesse nicht selbst entzündet. Wie sehr es in den Resten gärt, zeigen Wärmebilder den Kranführern in ihren klimatisierten Kabinen und den Männern in der Leitwarte. Dort lodern auf weiteren Bildschirmen die vier Brennkammern wie Kaminfeuer. Bei knapp 1000 Grad werden hier 520 000 Tonnen Müll pro Jahr verbrannt – rund 60 Prozent der Berliner Gesamtmenge. Der Rest wird in anderen Anlagen zunächst mit extra dafür erzeugter Wärme getrocknet und zerbröselt und schließlich im Vattenfall-Kraftwerk Jänschwalde mit verfeuert.

Unbehandelter Hausmüll darf seit 2005 nicht mehr deponiert werden. Nach der Verbrennung bleibt im Wesentlichen Schlacke übrig, die zum Straßenbau und zur Sanierung alter Deponien verwendet wird. Dazu Schwermetalle, Chlor- und Schwefelverbindungen. Teufelszeug, das über aufwendige Filter etwa an Kalk gebunden und in alte Bergwerksstollen im Harz gebracht wird. Damit ist es zumindest vorerst aus der Welt.

Eine Untersuchung der BSR hat ergeben, dass die Hausmülltonnen eigentlich drei Viertel Verwertbares enthalten: Kunststoffe, Papier, Holz, Grünzeug. Betriebsingenieur Hardy Schröder ist froh darüber, weil der Restmüll bei ganz konsequenter Trennung kaum noch brennen würde. Vor allem mittwochs nicht: „Gemüsetag“ sei dann, weil die Siedlungsgebiete mit den Gärten dran seien, wo viel feuchtes Grünzeug in den Mülltonnen liegt – zumindest bei denen, die keine Biotonne haben. Aber auch das verbrennt irgendwann. Mit Glas und Bauabfällen kann Schröder gar nichts anfangen. Die bleiben, was sie sind – und lassen die Kessel verschleißen.

Sortiert wird in Ruhleben auch, aber erst nach der Verbrennung: Von einem Fließband auf der Rückseite der wohnblockgroßen Anlage klimpert Schrott. Auch Aluminium, Kupfer und Blei werden aus der Asche herausgeholt. Seit Jahren steigen die Preise für diese Metalle. Ein weiteres Zubrot liefert die Hitze, die Dampf für das benachbarte Kraftwerk Reuter erzeugt. Dort treibt er eine Turbine an, mit der Vattenfall Strom und Fernwärme erzeugt. Deshalb heißt die Verbrennungsanlage korrekt „Müllheizkraftwerk“. Laut einer Berechnung der BSR senkt der Energieverkauf die Müllgebühren um 3,4 Prozent. Die gesetzlichen Grenzwerte für die Schadstoffe im Abgas seien mühelos zu unterbieten, sagt Schröder. Das Wölkchen, das am Schornstein hängt, ist weiß.

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