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Berlin: Sir Sokrates

Die glorreichen Sieben retten die Welt: Sean Connery kommt zur Premiere von „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“

Bestimmte Sätze sind auf immer und ewig mit einer bestimmten Person verknüpft. Unmöglich, daran je etwas zu ändern. Zum Beispiel das legendäre „Geh mir aus der Sonne“, mit dem Diogenes dem großen Alexander auf die Frage nach seinem größten Wunsch antwortete. Auch das „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ des Sokrates ist hier zu nennen und natürlich „Mein Name ist Bond, James Bond“, nur echt aus dem Munde von Sean Connery.

Eine kunterbunte Auswahl? Weit gefehlt, schließlich wollte der alte Schotte Connery auch mal ins philosophische Fach und es darin dem Denker aus Athen gleichtun. Er arbeite an einem Film über Sokrates, das Problem sei nur, eine gute Geschichte zu finden, die eine Beziehung zu den heutigen Zuschauern habe – so hatte Connery es noch vor gut zwei Jahren, als er seinen letzten Film „Finding Forrester“ auf der Berlinale präsentierte, den Journalisten in die Blöcke diktiert. Offenbar hat er noch immer keine gute Sokrates-Story gefunden und ist erst einmal in „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ eingetreten. Sieben sind es an der Zahl, aber er ist ihr Kopf und schon von daher prädestiniert, die Deutschlandpremiere des Films am kommenden Dienstag im Kosmos mit seiner Anwesenheit zu beehren.

Das Gewirbel auf der Werbetrommel, das dem Film schon seit Wochen vorauseilt, wird dann seinem Höhepunkt erreicht haben. Wiederholt waren den Redaktionen Appetitanreger in gedruckter und gebundener Form zugesandt worden, darunter ein in braunes Leder eingeschlagenes Konvolut mit Steckbriefen zu den sieben Gentlemen, von denen einer übrigens eine Dame ist: Minna Harker, ehemals mit Jonathan Harker verbunden und leider von einem seiner Immobilienkunden, dem Grafen Dracula, bei passender Gelegenheit in den schönen Hals gebissen. Auch die anderen Herrschaften kommen einem meist bekannt vor, entstammen der Feder von Oscar Wilde, Mark Twain, Robert Louis Stevenson oder Jules Verne, zusammengebunden zum großen historischen Fantasy-Gesamtkunstwerk: Die „außergewöhnlichen Gentlemen“, das sind Dorian Gray, Agent Sawyer, Dr. Jekyll alias Mr. Hyde und Captain Nemo, dazu Rodney Skinner, der große Unsichtbare, die seit der Liaison mit Dracula Zähne fletschende Mina Harker – und natürlich Allan Quatermain, der von Sir Sean Connery verkörperte Liga-Präsident, eine Mischung aus James Bond, Indiana Jones und Old Shatterhand, von einem gewissen M – ganz recht: M – beauftragt, die Welt vor dem Superbösewicht Fantom zu retten. 55 verschiedene Sets mussten für die Liga zusammengezimmert werden. Mit den Problemen in Prag war natürlich in keiner Weise zu rechnen: eine Jahrhundert-, nein, Jahrtausendflut, die die Moldau im August 2002 zu bedrohlichen Pegelhöhen anschwellen ließ und ausgerechnet das U-Boot von Captain Nemo versenkte, samt Kostümen, Utensilien für Spezialeffekte, Büros etc.

Aber nun ist doch alles fertig geworden, und Connery schickt sich wieder einmal an, Berlin zu besuchen. Am 30. September, ab 19 Uhr, wird er vor dem Kosmos Ufa-Palast in der KarlMarx-Allee 131 A erwartet, herbeigeflogen aus London, wohin er am selben Abend wieder entschwindet. Die Gäste vergnügen sich danach weiter bei der Premierenparty, die in der 6. und 7. Etage des KaDeWe stattfindet.

Es ist der dritte Berlin-Besuch Connerys. Zum ersten Mal war er 1973 hier, um Sidney Lumets „Sein Leben in meiner Gewalt“ vorzustellen. Der aktuelle Premierenort hat zu seiner Vergangenheit besondere Beziehung. 1999 fand dort die Premiere des Films „Die Welt ist nicht genug“ mit Pierce Brosnan in der Hauptrolle statt. Er spielt einen Agenten Ihrer Majestät mit einer Vorliebe für unbekleidete Damen, schnelle Autos – und Wodka-Martini. Er bevorzugt ihn geschüttelt, nicht gerührt.

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