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Der Sieger und die Primadonna: Gianfranco Rosi und Meryl Streep.

© Reuters

So feierten die Stars der Berlinale: Die Nacht der Sieger

Nach der Preisverleihung stand die große Party an: Wie gefeiert wurde - und wer der große Star der langen Nacht war.

In der letzten Berlinale-Nacht geht der Blick nach vorn, klar. Wer wird der nächste Jury-Präsident? Vielleicht George Clooney? Berlinale-Chef Dieter Kosslick war zu glücklich über das rundum gelungene Festival, um genervt zu reagieren. Dass der Star des diesjährigen Eröffnungsfilms im nächsten Jahr den Posten übernehmen wird, ist eh unwahrscheinlich. Nach Meryl Streep muss vielleicht erstmal etwas ganz anderes kommen.

Die Dinner-Party im Spiegelzelt am Martin-Gropius-Bau war sicher das begehrteste Ziel der Nacht. Dort konnte man wunderbar beobachten, mit welcher Größe Meryl Streep ihre Rolle als Jury-Präsidentin bis zum Schluss ausfüllte. Umringt von einer Traube Bären- Gewinner, die schon bei der Verleihungszeremonie ihre Verehrung zum Ausdruck gebracht haben, plauderte sie sichtlich angeregt und vergnügt, ließ sich sogar bereitwillig fotografieren. Dabei war aber nichts leutselig an dem Auftritt. Immer wieder schimmerte auch der Ernst des Amtes durch, wurde bei allen Umarmungen, die solche Gelegenheiten mit sich bringen, die Distanz erkennbar, die eine große Aura verleiht. Ganz großes Kino.

Da zückte auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller, der im offenen schwarzen Hemd gekommen war, seine Handykamera und drängte sich durch die Masse. Und US-Botschafter John Emerson strahlte mit der ganzen Familie sichtlich stolz auf diesen weltweit leuchtenden Stern seines Landes. „Das ist wie Lourdes“, ulkte Dieter Kosslick „Eat, Sleep, Meryl Streep“. Zu diesen Bildern hatte er gleich eine Anekdote parat. Die Gewinnerin des Bären für die beste Schauspielerin, Trine Dyrholm, hatte ihn nämlich erst zwei Tage zuvor gefragt, ob er sie nicht irgendwie mal mit Meryl Streep bekannt machen könnte. Und nun durfte sie deren Applaus beim Einzug ins Zelt genießen.

Am Sonntag morgen wollte Dieter Kosslick die „Primadonna Assoluta des Films“, wie Volker Schlöndorff sie nannte, persönlich zum Flughafen bringen. Da schliefen viele der Gala-Gäste, die im „Crackers“ die Nacht durchgefeiert hatten, wohl noch.
Doktor Pietro Bartolo, der Arzt aus dem Gewinnerfilm „Fuocoammare“, einer Dokumentation über Flüchtlinge auf Lampedusa, saß beim Bären-Dinner still im Hintergrund und checkte die Kurznachrichten auf seinem Handy. Eine Kollegin hatte ihm mitgeteilt, dass es gerade in dem Moment schon wieder ein Boot mit 300 Menschen an Bord zu versorgen galt. „Es ist schön hier und sehr eindrucksvoll“, sagte er ernst. „Aber das ist nicht meine Welt.“ Sein Beitrag stimmte selbst den für Flüchtlinge in Asien so engagierten Gewinner des Audi-Kurzfilmpreises, Chiang Wei Lang, erstaunlich bescheiden: „Dagegen kratze ich nur an der Oberfläche“, sagte er, freute sich aber sichtlich und will dem Thema treu bleiben. Nicht dabei war der Hauptdarsteller Samuele, der vorige Woche zur Premiere gekommen war. Seine schlürfende Art, Spaghetti zu essen, wird demnächst wohl noch eine Rolle im „Kulinarischen Kino“ spielen. In dieser Nacht gab es keine Imitationsmöglichkeit. Als Pasta-Gang hatten Köche aus dem Hotel Ellington mundgerechte „Malfatti mit Ricotta, Spinat und Schwarzwurzeln in Wintertrüffelsauce“ vorbereitet. Der Festivalchef schaute persönlich in der Küche vorbei, ob alles rund lief. Ausgerechnet beim 10. Geburtstag hat er es diesmal nicht geschafft, seinem Lieblingskind, dem Kulinarischen Kino, einen Besuch abzustatten. Bei sieben Roten Teppichen und bis zu 60 sonstigen Terminen am Tag sei das einfach nicht zu schaffen gewesen. Der Blick für Details ging trotzdem nicht verloren. Für Julia Jentsch, die am Sonnabend Geburtstag hatte, pflückte der Gastgeber vor Gala-Beginn rasch noch ein paar Blümchen aus der Dekoration.

Während die erhöhte Sicherheit beim Festival nicht weiter unangenehm aufgefallen war, was eine Kunst ist, werden die Turbulenzen, die der Netanjahu-Besuch rund um den Zoo-Palast verursacht hat, wohl noch nachgearbeitet werden. Offenbar seien die Berliner Polizisten, die das Festival mögen, für die Dauer des Besuchs durch andere ersetzt worden.

Gegen halb zwei verabschiedete sich Anke Engelke von ihrem Sparring-Partner auf der Bühne. So eingespielt die beiden wirken, treten sie doch nur einmal im Jahr zusammen auch. „Und da ist sie der Boss“, erzählte Kosslick. Sie habe ihm auch gesagt, das er nicht Englisch sprechen soll. Zu den Erfolgsgeheimnissen der Berlinale gehört das gute, familiäre Klima, das in so einer Nacht auf die Gäste aus aller Welt übergreift. Obwohl sie sich zwischendrin immer mal über Trittbrettfahrer ärgert, war auch die Sponsorenbeauftragte Dagmar Forelle bester Laune. Mit 7200 Besuchern hat sich etwa die Audi-Lounge als Erfolgsidee vor allem fürs breite Publikum bewährt. Jedes Mal hieße es am Ende, dass dies das tollste Festival war, sagte sie lächelnd. Und dann legen alle wieder von neuem los.

Falls es wieder eine Spendenaktion gibt, soll die noch verbessert werden. Immerhin kamen 25 000 Euro für Flüchtlinge zusammen. Und zwar noch vor dem Publikumstag, der am Sonntag die Kinofans noch mal in Massen mobilisierte. Elisabeth Binder

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