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Berlin: So funktionieren Hörgeräte

Hörgeräte haben ein Imageproblem. Deshalb besitzt wohl nur ein Fünftel der 14 Millionen Schwerhörigen in Deutschland eine Hörhilfe.

Hörgeräte haben ein Imageproblem. Deshalb besitzt wohl nur ein Fünftel der 14 Millionen Schwerhörigen in Deutschland eine Hörhilfe. Dabei werden die Geräte immer kleiner und leistungsstärker.

Hören ist ein komplizierter Prozess, der damit beginnt, dass akustischer Schall ins Ohr eindringt. Die Luftbewegung bringt das Trommelfell zum Schwingen und mit ihm drei kleine Knochen. Je nach Lautstärke und Tonhöhe stoßen diese wiederum eine Flüssigkeit im Innenohr an und stimulieren so viele tausend feine Haarzellen, die die mechanische Schwingung in elektrische Impulse umwandeln und die entstehenden Signale ans Gehirn weitergeben. Erst dort werden die Informationen verarbeitet, erst jetzt wird ein Geräusch wahrgenommen: Eigentlich hört man also genauso sehr mit dem Hirn wie mit dem Ohr.

Bei Schwerhörigen ist dieses Zusammenspiel meist an mehreren Stellen gestört. Die Sinneshärchen im Innenohr sind abgeknickt oder verklebt, und im Kopf können Impulse nicht mehr richtig ausgewertet werden. Dass vor allem ältere Menschen schlecht hören, liegt daran, dass mit jedem Lebensjahr Haarzellen verlorengehen. Und weil auch die Synapsen der Nervenzellen in ihrer Leistung nachlassen, kann dies das Gehirn zunehmend schlechter kompensieren.

Hörgeräte helfen dann, indem sie die Schallinformation so verändern, dass das Ohr sie besser aufnehmen kann. Sie bestehen aus drei Teilen: einem Mikrofon, einem oft chipgesteuerten und batteriebetriebenen Hauptteil und einem winzigen Lautsprecher. Das Mikrofon befindet sich nah am Eingang des Ohrs. Dort fängt es Schallwellen ab, wandelt sie in elektrische Signale um und leitet sie über ein kleines Kabel weiter an den Kern des Geräts, einen Verstärker, der sich hinterm oder im Ohr befindet. In modernen, digitalen Hörgeräten werden die Schallsignale dort gezielt gefiltert. Zum Beispiel fährt der Verstärker tiefe Töne herunter, weil sie höhere Frequenzen überlagern können. Windgeräusche werden unterdrückt. Die Technik kann sogar klassische Musik an ihrem Frequenzmuster erkennen und spezielle Programme, die auf dem Chip gespeichert sind, starten.

Die bereinigte Schallinformation wird an ein Mikrofon weitergegeben, das sich im Ohr befindet. Es wandelt die digitalen Informationen in mechanische Schwingungen zurück und lässt den entstehenden Schall auf die Haarzellen wirken.

Mittlerweile gibt es sogar Hörgeräte, die fast tauben Menschen ins Ohr implantiert werden. Sie stimulieren nicht Trommelfell, Knöchelchen und Sinneshärchen, sondern erzeugen die elektrischen Impulse, die dann an das Gehirn geschickt werden, gleich selbst.

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