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So kann’s gehen: Auf leisen Sohlen ins Museum

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Heute möchte ich mein Missfallen äußern über ungedämmte, meist hochhackige Schuhe im Museum. Ich fühle mich in der ruhigen, betrachtenden Atmosphäre, die im Allgemeinen in einem Museum vorherrscht, von den laut klackenden Absätzen, die auf den glatten (Parkett-)Böden zu hören sind, stark gestört. Sollte es da nicht entsprechende Hinweise geben?

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Die Hinweise kämen am Ende ja zu spät, nicht wahr? Denn zum Museumsbesuch nimmt man keine flachen Ersatzschuhe mit Gummisohlen mit. Umgekehrt ist es eher so, dass Ballbesucherinnen besonders im Winter gern ihre flachen Stiefel an der Garderobe abgeben, und aus einer mitgebrachten Tüte die extrascharfen High Heels hervorkramen. In manchen Schlossmuseen mit historischen Böden werden schon heute die Besucher aufgefordert, zum Schutz der historischen Böden bereitgestellte Filzpantoffeln überzuziehen.

Sie werden auch durch Hinweise an der Tatsache nichts verändern, dass die Wahl der Schuhe sich meist zunächst danach richtet, wie sie die Attraktivität der Trägerin erhöhen und dann erst nach allem anderen. Es mag Sie aber trösten, dass bei jungen Mädchen hier schon ein Prozess des Umdenkens in Gang ist. Wenn sie mal Modezeitschriften durchblättern oder Fashion Shows im Fernsehen anschauen, werden Sie feststellen, dass immer häufiger auch zu Röcken und Kleidern Turnschuhe oder Stiefel getragen werden. Der Grund dafür ist natürlich nicht in gewollter Rücksichtnahme bei eventuellen Museumsbesuchen zu suchen. Bequeme Schuhe, in denen man schnell und unbelastet ist, können auch ein neuer Ausdruck von Emanzipation sein.

Im Übrigen empfiehlt sich der selbstkritische Blick aufs eigene Schuhwerk auch vor der Party bei Freunden. Egal, ob die auf ihrem neu verlegten Parkett empfangen oder im Sommer auf dem gut gepflegten Rasen, sollte sich die Trägerin von extrahohen Pumps fragen, welchen Schaden ihre Schuhe da anrichten können. Und dann noch mal in den Schrank schauen, ob es Alternativen gibt. Wenn sich diese Praxis auch auf Museumsbesuche ausweitet – umso besser.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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