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So kann’s gehen: Darf ich um Kopfhörer bitten?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder

Kann man die kleinen Ohrhörer vom iPod jemandem anbieten, damit er mal kurz mithören kann, oder darf man fragen, ob man sie rasch benutzen darf, wenn man neugierig ist auf die Musik der anderen?

Manchmal sieht man Paare in der U-Bahn, die sich die Kopfhörer teilen. Jeder hat einen Stöpsel im Ohr, das mutet vertraut, fast intim an. Natürlich ist es eine nette Geste, wenn man auch einem flüchtigen Freund oder einer Zufallsbekanntschaft anbietet, am eigenen Musikgenuss teilzuhaben. Der Musikgeschmack sagt viel über einen Menschen aus. Mit dieser Geste bieten Sie auch an, sich näher kennenlernen zu lassen. Bestenfalls kann man sie als Einladung zur Freundschaft verstehen.

Freilich könnte es hygienische Bedenken geben, gerade bei den kleinen Stöpseln, die in die Ohrmuschel gehängt werden. Wenn Sie in der Hinsicht sehr empfindlich sind, brauchen Sie auf die Verbreitung Ihres Musikgeschmacks aber nicht zu verzichten. Die Knöpfe wiegen doch nicht viel, es ist also kein großer Umstand, ein paar Gästekopfhörer oder kleine Schaumstoffcover bei sich zu tragen. Mag sein, dass der eine oder andere das übertrieben findet, aber es ist schließlich Ihr iPod, es ist Ihre Musik, also können Sie auch beim Ausborgen der Musik Ihren eigenen Stil verfolgen.

Umgekehrt gilt das Gleiche. Wenn Sie Musik mögen und grundsätzlich neugierig sind auf den Geschmack der Mitmenschen, dann stecken Sie sich halt eigene Kopfhörer oder Überzüge ein und ziehen Sie diese mit der Frage gleich hervor. Wenn Sie mal keine dabei haben und auf eine entsprechende Frage ein „Nein, lieber nicht“ als Antwort bekommen, macht das auch nichts. Sie können sich ja notieren, was der andere hört und sich die Musik selber besorgen. Streng verboten ist es, beleidigt zu sein, wenn jemand seinen Kopfhörer nicht ohne Weiteres zur Verfügung stellen mag. Jeder Mensch hat eigene Grenzen, auch was Hygienevorstellungen betrifft. Solange niemand Schaden nimmt, muss man die akzeptieren.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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