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So kann’s gehen: Freunde in die Wanne lassen?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder

Im Gegensatz zu Freunden, die nur eine Dusche haben, besitze ich eine Badewanne. Mein Angebot, die Wanne mal mitzunutzen, wird inzwischen schamlos ausgenutzt. Niemand beteiligt sich an den Wasserkosten, dafür werden meine Badeutensilien verbraucht. Was tun?

Ein bisschen bizarr klingt die Situation schon. Dass Freunde nur zu Besuch kommen, um ein Bad zu nehmen, kann man sich kaum vorstellen. Wer einen Freundschaftsdienst in Anspruch nimmt, sollte sich in der Regel doch klarmachen, was er da eigentlich annimmt. Ein einmaliges Angebot als Selbstverständlichkeit zu akzeptieren, die in alle Zukunft gilt, offenbart einen beklagenswerten Mangel sowohl an Wertschätzung des Freundschaftsdienstes wie auch an Dankbarkeit dafür. Stellt man sich so gute Freunde vor? Nein.

Hoffentlich hinterlassen Ihre schamlosen Gäste die Badewanne wenigstens in sauberem Zustand. Sie haben es gut gemeint, aber es ist nicht gut gelaufen. Wahrscheinlich werden Sie dem nassen Treiben in Ihrem Badezimmer rasch und entschlossen einen Riegel vorschieben müssen. Sie wollten guten Freunden einen gelegentlichen Gefallen erweisen. Das hat nicht funktioniert, weil die offenbar unter verschärftem Sensibilitätsmangel leiden. Also sollten Sie allen Beteiligten erklären, dass Sie das Angebot ganz zurückziehen müssen, weil es eben nicht so läuft, dass Sie selber auch gut damit leben können. Sie können das freundlich gestalten, indem Sie Ihren Entschluss bei einer Party verkünden, oder Sie verschicken E-Mails an den Verteiler der Freunde. Wenn Sie wollen, recherchieren Sie Schwimmbäder, Fitnessclubs oder Hotels in der Gegend, die alternativ Badewannen bieten, falls mal jemand wieder ganz untertauchen will.

Das hat auch den schönen pädagogischen Nebeneffekt, dass die Freunde sehen, was für einen großzügigen Gratisdienst Sie ihnen erwiesen haben. Dann bereuen sie es vielleicht sogar, dass sie nicht mal eine Kostenbeteiligung angeboten oder Ihnen wenigstens ein gutes Badesalz mitgebracht haben.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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