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So kann’s gehen: Keine Einladung, kein Geschenk?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder.

Mein Vetter, den ich im Durchschnitt einmal jährlich sehe, heiratet. Zur Hochzeit sind nur die beiden Elternpaare und die Geschwister eingeladen. Wird nun ein Hochzeitsgeschenk von mir erwartet?

Die Frage sollte eher lauten: Möchten Sie eins machen? Ein Geschenk ist idealerweise immer freiwillig und unabhängig von Erwartungshaltungen. Sonst hat es die falsche Aura. Im wirklichen Leben geht es oft anders zu, klar, aber so sieht das Ideal aus. Ihre Frage klingt so, als hätten Sie ein eher distanziertes Verhältnis zu dem Vetter. Wenn er im kleinen Kreis heiratet, können Sie über das Ausbleiben einer Einladung auch nicht gekränkt sein. Denn andere Verwandte Ihren Grades sind ja ebenfalls nicht geladen. Nur aufgrund des Verwandtschaftsgrades etwas zu schenken, kann kein Pflichtprogramm sein. Wahlverwandtschaften mit Freunden sind oft viel enger geknüpfte Beziehungen, die auch eher nach freudig offerierten Gaben verlangen.

Offenbar hat der Vetter Ihnen keinen Wunschzettel oder gar eine Hochzeitsliste zukommen lassen. Das wäre auch nicht in Ordnung in dem Fall. Auf jeden Fall sollten Sie eine hübsche Karte finden und handschriftlich Ihre guten Wünsche zu dem Fest übermitteln. Das ist finanziell und zeitlich unaufwendig und bereitet bestimmt Freude. Sie könnten diese guten Wünsche noch ergänzen durch eine kleine, vielleicht auch nur symbolische Gabe. Zum Beispiel könnten Sie das junge Paar einladen, bei nächster sich bietender Gelegenheit mit guten Getränken auf das Glück anzustoßen. Oder Sie finden etwas anderes, was zum Anlass passt, einen Band mit Liebesgedichten oder eine Schachtel mit Pralinenherzen. Das kostet nicht viel, zeigt aber, dass Sie Anteil nehmen an einem für den Vetter und seine Braut wichtigen Ereignis. Wie gesagt, nichts ist verpflichtend, nicht mal die Karte. Aber sollte Sie das Bedürfnis überkommen, die Welt mit einer kleinen Geste etwas schöner zu machen, wäre das ein Schritt in die richtige Richtung. Manchmal ist es besser, die Frage „Was muss ich tun?“ zu ersetzen durch die Frage „Was kann ich tun?“.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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