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So kann’s gehen: Leiser lachen?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder.

In meinem Sportclub kennen wir uns seit Jahren und verstehen uns eigentlich alle sehr gut. Ein Mitglied allerdings hat die Gabe, so oft und laut krachend zu lachen, dass sogar entfernt Sitzende unruhig werden. Er ist sonst ein guter Kumpel, aber diese dreckige Lache stößt alle ab. Was tun?

Wenn der Sportkollege ein guter Kumpel ist, liegt ihm sicher daran, von allen anerkannt zu sein. Das laute Lachen kann sogar ein Zeichen dafür sein. Vielleicht möchte er damit signalisieren, dass er ein Gute-Laune-Typ ist, mit dem man tolle Streiche planen kann. Oder er will das Alpha-Tier hervorkehren, das nur die Schönwetterseite des Lebens wahrnimmt. Eine kleine Möglichkeit besteht, dass sich hinter dem ausufernden Lachen Unsicherheit verbirgt, die sich via Lautstärke scheinbar ins Gegenteil verkehrt. Gerade Typen, die nach außen hin so krachend auftreten, sind innen oft ganz sensibel. Bis zu diesem Kern hervorzudringen, ohne zu verletzen, ist freilich eine Herausforderung, die nicht mit einer Randbemerkung einfach so bewältigt werden kann.

Ein Hinweis auf erschrockene Gäste am Nachbartisch ist sicher nicht verkehrt. „Hey, lach mal nicht so laut, die Leute gucken ja schon alle ganz geschockt“, das wäre schon mal ein guter Anfang. Wenn alle, die genervt vom lauten Gelächter sind, sich immer mal abwechseln könnten dabei, auf die Lautstärke hinzuweisen, wäre schon viel gewonnen. Aber ohne zu viel Ehrgeiz, man ändert Menschen nicht so leicht.

Ein Vier-Augen-Gespräch unter Männern würde sicher helfen, weil es klar machen kann, dass das laute Lachen nicht dazu angetan ist, den Beliebtheitsgrad unter Kumpels zu erhöhen. Aber der Weg von da bis zum stillen Lächeln ist eben doch recht weit. Selbst wenn sich ein bisschen was ändert und bessert, wird das Clubleben auch in Zukunft ohne Toleranz für die Macken der anderen nicht auskommen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, "Immer wieder sonntags", 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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