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So kann’s gehen: Nicht jeder mag’s maritim

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder.

Ich feiere demnächst meinen 50. Geburtstag mit einer großen Gruppe von Freunden und Verwandten auf einem stillgelegten Schiff. Als Dresscode habe ich angegeben: „Wie es Euch gefällt.“ Erst dachte ich an „Maritim“, wollte aber niemanden nötigen. Nun kommen ständig Nachfragen, und ich frage mich, wie man es schafft, dass sich niemand overdressed oder underdressed fühlt.

Sie sind Ihren Gästen schon sehr weit entgegengekommen. Die Verantwortung dafür, dass wirklich niemand sich falsch angezogen fühlt, müssen Sie nicht auch noch übernehmen.

Wenn Nachfragen kommen, würde ich sagen: „Zieht etwas an, in dem ihr euch selber richtig wohl fühlt.“ Dann wird es vermutlich passieren, dass bei der Feier sehr viele verschiedene Kleidungsstile zu bewundern sind. Aber ist das so schlimm? Ein stillgelegtes Schiff verträgt doch was. Da kommen Jeans und Pulli im Grunde genauso gut zur Geltung wie Cocktailkleid und dunkler Anzug. Viel wichtiger als das, was man trägt, ist die Haltung, die man mitbringt zur Feier. Kommt man großzügig und liberal gestimmt, wird man andere nicht als unpassend angezogen belächeln, sich selbst aber auch nicht deplatziert fühlen. Man genießt dann einfach die große Bandbreite und die Kontraste. „Maritim“ ist zwar auch eine hübsche Idee, aber vielleicht hatten Sie recht, davon Abstand zu nehmen. Es besitzt einfach nicht jeder adrette Kleidungsstücke in Blau und Weiß, und es steht auch nicht jedem. Soll man dann nur wegen der Party die Garderobe aufrüsten? Manchem mag das Spaß machen, andere würden es als Zumutung empfinden. Wenn man dann aber unter lauter korrekt maritim gekleideten Gästen die Lieblingsrobe im bunten Batikstil trägt, hat man viel mehr Grund, sich unpassend angezogen zu fühlen als bei Ihrer Lösung. Dresscodes dienen meist sowieso nur als Orientierung. Man weiß dann ungefähr, was zu erwarten ist, kann sich aber natürlich darüber hinwegsetzen. Bei manchen offiziellen Anlässen wird man damit rechnen müssen, in Turnschuhen und Schlabberjeans keinen Einlass zu finden. Aber eine private Gastgeberin wird darüber immer hinwegsehen können.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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