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So kann’s gehen: Sprechen Sie die jungen Menschen doch an!

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Wenn man im ICE fährt, müssen sich im Großraum je zwei Passagiere eine Steckdose teilen. Es ärgert mich, wenn Jugendliche diese Steckdose beschlagnahmen, nur um sinnlose Spiele zu machen oder Videos zu sehen. Ich muss oftmals arbeiten und bin dann allein auf meinen Akku angewiesen.

Franziska, stromlos

Es nützt auf keinen Fall, wenn Sie über längere Zeit einen Groll in sich wachsen lassen, der sich dann zur Unzeit über alle Mitglieder der digitalen Generation auskippt. Wer sagt denn, dass an der Steckdose das Prinzip gilt: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“? Auch ein Jugendlicher, der sich unter dicken Kopfhörern vergraben hat, ist in der Regel ansprechbar. Ist das Gespräch erst einmal eröffnet, dann ist es doch nur noch Verhandlungssache, wer wie lange Zugriff auf die Steckdose hat. Das hängt sicher auch von der Reisedauer ab.

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Vermutlich werden Sie überrascht sein, wie höflich und entspannt viele dieser jungen Leute reagieren. Ganz falsch ist es, urteilen zu wollen, wer den wichtigeren Einsatz hat und also den Strom nötiger braucht. Darauf gibt es unter Fremden keine gerechte Antwort. Sie glauben, aus dem Augenwinkel Ballerspiele zu erkennen, haben es aber vielleicht mit einem Entwickler zu tun, der gerade die Konkurrenz testet. Ihnen kommt die junge Frau mit Kapuzenpulli zu entspannt vor? In Wirklichkeit arbeitet sie womöglich mit einem komplizierten Sprachprogramm. Also, bitte immer schön sachlich bleiben und den Mitreisenden so viel Raum lassen, wie Sie selber für sich beanspruchen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie an: meinefrage@tagesspiegel.de

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