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So kann’s gehen: Telefonisch gratulieren

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder.

Ich hasse es, wenn an Geburtstagen das Telefon klingelt, und vermeide diese Form der Gratulation ebenfalls. Stattdessen versende ich gern handgeschriebene Karten, warte aber meistens vergebens auf eine Bestätigung oder gar Dank. Bin ich altmodisch oder erwarte ich zu viel von meinen Mitmenschen?

In jedem Fall ist es sehr rücksichtsvoll von Ihnen, lieber Karten zu schreiben. Denn natürlich sind viele Menschen an ihren Geburtstagen sehr beschäftigt damit, Freunde und Familie zu bewirten oder Geschenke auszupacken, so dass sie sich nicht genug Zeit nehmen können für die Anrufer und das vielleicht bedauern. Es ist also eine gute Idee, den Stress nicht noch zu erhöhen. Ein viel schöneres Geburtstagsgeschenk sind Anrufe einfach mal außerhalb der Reihe, besonders bei Menschen, von denen man den Eindruck hat, dass sie einsam sind. Längst machen sowieso Mails und Messages den Geburtstagskarten heftig Konkurrenz. Im Gegensatz zu den elektronischen Grüßen hat eine handschriftliche Karte aber ebenso wie der unverhoffte Anruf in ruhigen Zeiten auch die Funktion eines Geschenks. Im angelsächsischen Raum ist es Brauch, das Wohnzimmer damit zu dekorieren. Je mehr Karten man bekommt, desto eindrucksvoller fällt natürlich die Deko aus. Handschriftliches hat außerdem einen schönen persönlichen Charakter. In den Fluten von Mails und Mailbox-Nachrichten, die immer so unterwegs sind, fallen gute Wünsche oft gar nicht mehr ausreichend auf. Eine Karte hat nichts Stressiges an sich und wird bestimmt mit Dankbarkeit entgegengenommen. Dafür Bestätigung und Dank zu verlangen, ist aber womöglich etwas zu viel erwartet. Selbstverständlich darf man auf ein Geschenk eine Reaktion erwarten. Da die Karte aber eher nur eine symbolische Gabe ist, muss sie nicht zwingend quittiert werden.

Manchmal nutzen Menschen Geburtstagswünsche und Kartengrüße freilich als subtiles Signal, dass sie sich mehr Kontakt wünschen. Sollte das der Fall sein, spricht nichts dagegen, den Glückwünschen einen unverbindlichen Vorschlag für ein Wiedersehen hinzuzufügen. Nicht jedes Geburtstagskind hat die Zeit und die Fähigkeit, so etwas zwischen den Zeilen zu lesen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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