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So kann’s gehen: Vorsicht beim Entkorken

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder.

Soll man Gastgeschenke gleich verzehren, oder gehören sie auf einen Tisch zur allgemeinen Freude am Geschenk? Wenn wir unsere italienischen Freunde besuchen, wird die mitgebrachte Flasche sofort entkorkt. Andere Länder, andere Sitten – oder gilt das auch bei uns?

Wenn Sie zu einer großen Party gehen, bei der Bier und ein einfacher Landwein ausgeschenkt werden, dann kämen die Gastgeber wohl nicht auf die Idee, die Flasche Champagner, die Sie mitbringen, ins allgemeine Trinkgelage einfließen zu lassen. Ist es eine Dinner-Party im kleinen Kreis, zu der Sie geladen sind, können Sie davon ausgehen, dass sich die Gastgeber schon Gedanken gemacht haben über passende Weine. In dem Fall landet Ihre Flasche auf dem Gabentisch.

Bei einem spontanen Zusammenkommen zweier befreundeter Paare sieht die Sache schon anders aus. Ich würde freilich fragen, ob es im Sinne des Spenders ist, die Flasche gleich zu öffnen. Bejaht der, dann kann es ein schönes, improvisiertes Fest werden. Wenn jemand ein in seinen Augen besonders edles Getränk mitbringt, von dem er möchte, dass die Gastgeber es exklusiv trinken, wird er es blickdicht verpacken und bei der Übergabe dazu sagen, er habe ihnen dies für eine schöne Stunde zu zweit mitgebracht. In jedem Fall ist es gut, Absichten offen kundzutun, das schützt vor Missverständnissen. Es gibt auch Leute, die nehmen nur sehr spezielle Getränke zu sich, edlen Whisky, alten Rotwein oder teueren Champagner. Wenn sie die mitbringen, um sie dann selber zu verzehren, laufen sie Gefahr, für Snobs gehalten zu werden. In solchen Fällen würde ich noch ein Blümchen für die Gastgeber im Gepäck haben. Ein Picknick zum Selbstverzehr zählt nämlich nicht als Gastgeschenk.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen an: Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin oder mailen Sie sie an meinefrage@tagesspiegel.de

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