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Berlin: Soll sich Berlin ein kostenfreies Kitajahr leisten?

Manchmal möchte man vor Erleichterung laut seufzen. So, wie bei der Entscheidung der rot-roten Koalition, ein kostenfreies Kitajahr einzuführen.

Manchmal möchte man vor Erleichterung laut seufzen. So, wie bei der Entscheidung der rot-roten Koalition, ein kostenfreies Kitajahr einzuführen. Endlich, endlich, möchte man sagen, haben unsere Bildungspolitiker begriffen, wie wichtig es ist, dass alle – und zwar wirklich alle – Kinder vor der Einschulung eine Kindertagesstätte besuchen. Bildungsorientierte Eltern schicken ihren Nachwuchs sowieso, das weiß man. Aber die Jungen und Mädchen, die es am nötigsten haben, Kinder aus Migrantenfamilien oder aus sozial schwierigen Verhältnissen, die werden nicht unbedingt automatisch von ihren Eltern angemeldet. Bildung genießt leider gerade in manchen dieser Familien aus welchen Gründen auch immer nicht unbedingt einen solchen Stellenwert, als dass sie auch dafür bezahlen würden. Selbst wenn es nur ein geringer Kostensatz ist. Solange diese Gebühr verlangt wird, werden Kita-Angebote diese Kinder nicht erreichen. Die Folgen sind dann in der Schule zu spüren: Die Kinder können nicht richtig Deutsch, wissen nicht mit Stiften umzugehen oder haben noch nie eine Schere in der Hand gehalten. Werden diese Defizite aber erst in den ersten Klassen erkannt, ist es oft schon zu spät und das Gegensteuern wird immer schwieriger und deswegen auch teurer. Die Gesellschaft muss jedem Kind das Recht auf vernünftige Bildung ermöglichen. Und das gibt es nicht zum Nulltarif. Deswegen müssen wir uns das kostenlose Kitajahr jetzt leisten.

Wer sollte etwas gegen ein kostenloses letztes Kitajahr haben? Schließlich dürften sich viele Eltern freuen, dass sie jeden Monat eine erhebliche Summe sparen – bis zu 400 Euro für einen Platz nämlich. Zehn Millionen Euro kostet es dafür das Land. Kann Berlin sich das leisten, soll die Stadt sich das leisten? Kinder sollen früh anfangen zu lernen, in einem Alter, in dem sie ebenso wissbegierig wie aufnahmefähig sind. Die meisten Eltern haben das auch ohne Pisa-Test längst begriffen; sie fördern ihre Kinder beim Spielen oder beim Vorlesen, wecken den Spaß am Lernen und schulen das Sprachvermögen auf vielfältige Weise. Selbstverständlich schicken sie ihr Kind auch in eine Kita. Das kostenfreie Kitajahr ist deswegen nur ein Angebot für Eltern, die sich nicht verantwortungsvoll um eine Erziehung kümmern und darum, dass ihr Kind Deutsch sprechen lernt. Die Ignoranz von türkischen und arabisch-stämmigen Familien, um die es vor allem geht, soll nun noch belohnt werden? Dieser Preis ist zu hoch. An den hohen Kosten kann es nicht liegen, dass sie ihre Kinder nicht in die Kitas schicken – diese Familien zahlen in der Regel den Mindestsatz. Und wenn das kostenfreie Angebot trotzdem abgelehnt wird? Dann hat Berlin viel Geld umsonst ausgegeben. Deswegen ist es besser, Eltern auf andere und vor allem verpflichtende Weise klar zu machen, welche Verantwortung sie haben, damit ihr Kind eine Zukunft jenseits der Arbeitslosigkeit hat. Gerd Nowakowski

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