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Berlin: Sollen die Winterferien abgeschafft werden?

Der aktuelle Mangel an Winterwetter wird uns angeblich demnächst öfter treffen – ein Grund mehr, die Winterferien nun endlich zu den Akten zu legen. Denn Lehrer sagen seit Jahrzehnten, dass es widersinnig sei, die nach den Weihnachtsferien wieder wachsende Arbeitsmotivation der Schüler Anfang Februar erneut zu unterbrechen.

Der aktuelle Mangel an Winterwetter wird uns angeblich demnächst öfter treffen – ein Grund mehr, die Winterferien nun endlich zu den Akten zu legen. Denn Lehrer sagen seit Jahrzehnten, dass es widersinnig sei, die nach den Weihnachtsferien wieder wachsende Arbeitsmotivation der Schüler Anfang Februar erneut zu unterbrechen. Dieses Argument gewinnt aktuell an Kraft, weil gerade die Gymnasien kaum mehr wissen, wie sie die organisatorischen Probleme lösen sollen, die durch neue Prüfungsanforderungen und den Wegfall des 13. Schuljahrs entstanden sind; diese Probleme sind im Vorfeld der Abiturprüfungen besonders groß. Insgesamt ist es allemal besser, die überzähligen Ferientage den Oster- oder Pfingstferien zuzuschlagen, die ohnehin stattfinden. Ja, es gibt Zeugnisse vor den Winterferien, aber die Behauptung, dieser Umstand erfordere anschließend unbedingt eine mindestens einwöchige Zäsur, gehört wohl eher in die Kuriositätenabteilung. Dort finden wir auch das Argument, Skireisen seien im Februar billiger als über Weihnachten. Das mag sein. Aber ist es die Aufgabe der Schule, sich an derlei nebensächlichen Erwägungen zu orientieren und klammen Familien dennoch Urlaubsfreude zu ermöglichen? Fordert jemand, den Schulbeginn auf neun Uhr zu verlegen, weil Kinder wegen der neuen Ladenöffnungszeiten morgens länger schlafen müssen?

An Berlins Schulen wird seit Jahren auf allen möglichen Feldern reformiert und experimentiert. Da sollte es wenigstens eine feste Größe geben – die Ferien. Auch die sind ein wichtiger Bestandteil im Schulleben; und die Kinder brauchen sie angesichts der vielen Neuerungen, mit denen sie konfrontiert sind, mehr denn je als Konstante. Seien wir ehrlich, Familien und wahrscheinlich auch Lehrer strukturieren ein Jahr nach den Ferien, und das muss ja nicht schlecht sein. Die Kinder in den unteren Klassen der Oberschule zum Beispiel müssen in ihrem Alltag mit 35 Unterrichtsstunden fast ein Ganztagsschulprogramm absolvieren. In der Regel aber zu Halbtagsschulbedingungen – nämlich ohne vernünftiges Mittagessen und angemessene Pausen. Wer so ein Pensum in diesem Alter schaffen muss, der ist nach ein paar Wochen erschöpft und urlaubsreif. Da brauchen die Kinder jede Möglichkeit, sich zu erholen und wieder Kräfte zu sammeln. Zugegeben, der zeitliche Abstand der Winterferien zu den Weihnachtsferien ist kurz. Aber selbst die einwöchige Pause vom Unterricht Anfang Februar ist unentbehrlich, und nicht nur für die Familien, die in den Skiurlaub fahren wollen. Da die Ferien auf die Zeugnisvergabe folgen, sind sie eine gute Zäsur zwischen dem ersten und dem zweiten Halbjahr. Die Schüler können auftanken, um wieder fit an den Neustart in der Schule zu gehen. Sigrid Kneist

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