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Berlin: Sommercamp mit Pythagoras

Hochbegabte Schüler lernen auf Scharfenberg

Ewig schienen sich diese Ferien zu ziehen. Man kann wirklich sagen, sie waren reif für diese Insel und das Programm, das sie dort erwartet. Sie, das sind 31 hochbegabte Berliner Schüler. Die Insel ist die Insel Scharfenberg im Tegeler See und das Programm: eine Woche lang forschen und lernen – in fünfeinhalb Stunden Intensivunterricht täglich. Über mathematische Strahlensätze werden die Neun und Zehnjährigen reden, über Fledermäuse und Ultraschallwellen. Unter anderem.

Es ist das erste Sommercamp dieser Art. Fünf Schulen haben sich zusammengetan, es zu veranstalten. 15 Mädchen und 16 Jungen, die nach dieser Woche in die fünfte, sechste oder siebte Klasse gehen, verbringen dort fünf Tage mit anderen Schülern, die sind wie sie selbst und mit 16 Betreuern – die Hälfte davon Lehrer, meist vom Humboldt-Gymnasium.

Zehn Jahre sei es alt, und mit Kindern könne es nicht viel anfangen, sagt eines der Mädchen, als es sich am Morgen vorstellt. Die unterhielten sich oft über so banale Sachen. Das sind so Sätze, die Thomas Mikolajski, Hans-Jürgen Werner und die anderen Kursleiter oft von jungen Schülern hören. Auch auf ihren Schulen fördern sie Hochbegabte.

Aber die Insel ist anders als Schule: Insel ist gleich Schule minus Langeweile. Eine Mathematik-Gruppe wird sich mit dem Satz des Pythagoras (a2+b2=c2) beschäftigen – der Formel, mit der man Winkel, Flächen und Seiten eines rechtwinkligen Dreiecks berechnen kann. Und Kai zum Beispiel ist in der Fledermaus-Forschungsgruppe. Im Urlaub mit seinen Eltern hat er Flughunde gesehen. Seitdem freut er sich erst recht auf das Camp, sagt er. „Wie Fledermäuse auf Ultraschall reagieren und so“, das will er schon genau wissen. Die Biologiegruppe, zu der sich viele Mädchen gemeldet haben, seziert Fische. Sie untersucht die Schwimmblase, mit der auch die Rotfedern im Tegeler See ihr Gleichgewicht halten.

Für ihr eigenes Gleichgewicht sollen sie auch etwas tun. „Sie sollen Entspannungsübungen trainieren, um ihren Körper kennen zu lernen“, sagt Thomas Mikolajski. Der Sport- und Musiklehrer leitet auf der Insel das Fachseminar Sport. „Wir machen Schwimmzüge im Wasser und Auftriebsübungen. Im Matheseminar machen sie dazu die Berechnungen.“

Und den Umgang mit Gleichaltrigen sollen die Kinder lernen. „Das fällt ihnen oft schwer“, sagt Mikolajski. In einem Großraumzelt liegen die Schlafsäcke mit reichlich Abstand dazwischen auf dem Boden. „Jeder muss den Abstand einhalten“, verfügt einer der Jungs. Intelligente Menschen sind nicht unbedingt die einfachen. Die Lehrer scheinen das auch so zu sehen. Für den Fall, dass das mit dem richtigen Abstand mal nicht klappen sollte, gibt es „Konfliktmanager“. mne

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