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Udo Lindenberg

© ddp

''Sonderzug nach Pankow'': Politiker streiten um Auftritt von Udo Lindenberg

Ein Fest in Berlin-Pankow wird organisiert. Ein Sonderzug soll dafür vom Potsdamer Platz nach Pankow rollen. Eine schöne Gelegenheit, Udo Lindenberg mit seinem Hit "Sonderzug nach Pankow" mitzunehmen. Lokalpolitiker haben Einwände.

Noch 25 Jahre nach dem Erscheinen sorgt der Udo-Lindenberg-Hit "Sonderzug nach Pankow" bei Politikern im Osten Berlins für gewisse Sorgenfalten. Selbst heute ist der Rocksänger bei der rot-roten Bezirksspitze im Pankower Rathaus offiziell nicht willkommen. SPD und Linke im Bezirksparlament lehnten Ende des vergangenen Jahres einen Antrag der CDU ab, in dem es anlässlich des Titel-Jubiläums um die Werbung und Unterstützung eines Festes in diesem Frühjahr ging.

CDU-Fraktionschef Johannes Kraft beteuert: "Wir Initiatoren wollten ein positives Signal aus dem Bezirk. Das haben wir nicht bekommen, dabei war alles überparteilich angelegt." Hinter vorgehaltener Hand wurde bei Lokalpolitikern danach sogar von einer "Quasi-Ausladung" Lindenbergs gesprochen.

Schon 1983 war der Hamburger Rocker im Arbeiter-und-Bauern-Staat ("All die ganzen Schlageraffen dürfen da singen...") nicht erwünscht und durfte seinen in der DDR verbotenen Song über Staatschef und SED-Chef Erich Honecker nicht trällern. Zwar trat er wenig später im Palast der Republik in Ost-Berlin auf, eine Tour untersagten die SED-Oberen jedoch. Der Song hatte wohl auch dank dieser Reklame die Spitze der westdeutschen Charts erreicht und war auch im sozialistischen Teil Deutschlands ein Gassenhauer, der von den Fans in Westsendern oft gehört wurde.

Pankows Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) ist seit der Parlamentsentscheidung um Schadensbegrenzung bemüht. "Wir wollten nicht, dass die 'Sonderzug'-Aktivitäten politisch instrumentalisiert werden", sagt er. Die Veranstaltung habe selbstverständlich seine Unterstützung: "Damit würde Pankow wieder in aller Munde sein."

Geschäftsleute und Unternehmer engagieren sich seit vielen Wochen, um das Fest am Pankower Bahnhof auf die Beine zu stellen. Die Attraktion solle ein S-Bahn-Sonderzug sein, der vom Potsdamer Platz nach Pankow fährt, sagt Kraft, der Geschäftsmann ist. Er hoffe, "es klappt alles und Udo Lindenberg samt Panikorchester fahren mit."

Der prominente Gast von der Alster scheint Interesse an dem Berliner Event zu finden. Nachdem Lindenberg jetzt von der Aktion erfuhr, ließ er mitteilen: "Sie sollen mich mal kontakten." Rund um die Veröffentlichung seines neuen Albums am 29. März ist zwar der Terminkalender des Sängers derzeit eng. Jedoch ist das Fest nach letzten Planungen erst für den 14. Juni geplant, wie Christine Limberg von der extra gegründeten "Interessengemeinschaft Sonderzug nach Pankow" sagt.

Der heute 61-jährige Lindenberg schrieb den Song, weil in Pankow bis zum Anfang der 60er Jahre die gesamte Staats- und Parteispitze wohnte, bevor sie in die Waldsiedlung nach Wandlitz zog. Viele Regierungsmitglieder blieben bis zum Mauerfall in Pankow wohnen.

Limberg, die auch Vorsitzende des Unternehmerkreises Nord in Berlin ist, hatte nach eigenen Angaben die Idee mit Lindenberg, um mehr Touristen für die Geschichte Pankows zu interessieren. Die Sonderzug-Fahrten möchte sie zu einer Tradition werden lassen, "ähnlich der alljährlichen Feste anlässlich des Raubs der Stadtkasse durch den 'Hauptmann von Köpenick' vor mehr als 100 Jahren".

Wolfgang Schönwald[ddp]

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