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Berlin: Sonntags um zehn: Alle Menschen sind Könige

Drei Tage sind sie durch die Kälte gezogen und haben immer wieder das gleiche Lied gesungen: "Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand, wir wünschen euch ein gutes Jahr, Kaspar, Melchior und Balthasar." Am Sonntag in der Rosenkranz-Basilika in Steglitz erklang das Lied zum letzten Mal.

Drei Tage sind sie durch die Kälte gezogen und haben immer wieder das gleiche Lied gesungen: "Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand, wir wünschen euch ein gutes Jahr, Kaspar, Melchior und Balthasar." Am Sonntag in der Rosenkranz-Basilika in Steglitz erklang das Lied zum letzten Mal. "Zhiyu zhi shou - Heilende Hände" heißt die Spendenaktion dieses Jahr und soll vor allem Kindern und Familien zugute kommen. Das Sternsingen, knüpft an das Matthäusevangelium (2,1-12) an, was an diesem Sonntag als Frohe Botschaft verkündet wird. Vier Gruppen waren in diesem Jahr in Steglitz unterwegs, sagt Pfarrer Karl-Heinz Hoefs im Predigtgespräch. Allerdings klopften sie nicht an jede Tür (das wäre in Berlin wohl doch zu frustrierend gewesen), sondern sangen und sammelten bei den Familien, die den Besuch gewünscht hatten. Und haben "20 + C + M + B + 02" auf den Türsturz geschrieben, was mitnichten Caspar, Melchior und Balthasar heißt, sondern "Christus mansionem benedicat - Christus segne dieses Haus." Hoefs machte deutlich, dass es eigentlich um die Erscheinung des Herrn geht, darum, dass hohe Würdenträger eine weite Reise auf sich genommen hatten, um dem Neugeborenen ihren Respekt zu zollen. Die Drei Könige als Beispiel für alle Christen: Diesen Anspruch erarbeitete Hoefs im Gespräch mit den Kindern: "Man sieht es dem Kind gar nicht an, dass es Gott ist." Den Weg zur Krippe und zu Gott weist nur der Glaube, für den der Komet eine Metapher ist. Trotz des lockeren Tons bringt Hoefs in seinen Betrachtungen noch zwei weitere ernste Aspekte des Festtages unter. So wie die verkleideten Drei Könige dem Sternträger-Kind in ihrer Gruppe nachlaufen, so sollten alle Christen durch ihren Glauben für Orientierung auf der Welt sorgen. Als die Kleinsten gegen Ende der Messe vom Kleinkindgottesdienst zur Gemeinde stoßen, haben sie selbst gebastelte Kronen auf und sehen ein bisschen aus wie Sternsinger. Das, sagt Pfarrer Hoefs, erinnere alle daran, dass mit Christus alle Menschen Könige geworden seien. Die "die Botschaft von Bethlehem: Kein Kind darf abseits stehen" (so heißt es im Sternsinger-Gedicht) ernst nehmen müssten.

Jörg-Peter Rau

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