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SONNTAGS um zehn: Appelle gegen die Gewalt

Die koptische Gemeinde erinnerte an den Terroranschlag von Alexandria

Schwer liegt Weihrauch in der Luft. Eben noch haben die koptischen Christen in der Sankt-Antonius- und Sankt-Shenouda-Kirche in Lichtenberg ihren Sonntagsgottesdienst gefeiert, schon mischen sich die ersten Trauergäste unter die Gottesdienstbesucher. Der Bischof der koptischen Christen in Deutschland, Anba Damian, teilt an alle Brot aus und spendet den Segen. Dann beginnt die Trauerstunde in Erinnerung an die 23 koptischen Christen, die in der Neujahrsnacht bei einem Bombenanschlag im ägyptischen Alexandria getötet worden waren.

Die Diakone der Gemeinde und der Bischof stehen im Halbkreis vor der Ikonostase, einer Trennwand mit Heiligenbildern. Gemeinsam singen sie die koptische Liturgie. Es ist ein Wechselgesang, bei dem Schellen laut den Takt angeben: „Du Menschenliebender, erbarme dich deiner Knechte, die entschlafen sind, unserer Väter, Brüder, Mütter und Schwestern“, singt der Bischof und die Diakone antworten mit ihrer Liturgie.

Dann wendet sich der Bischof an die Trauergemeinde: „Wir sind keine Feinde der Muslime“, sagt er. „Von hier aus möchten wir die Botschaft des Friedens weitergeben an die Menschen, die verfolgt werden.“ Es sind sehr deutliche Worte gegen die Gewalt, die Bischof Damian am Sonntag an die trauernde Gemeinde richtet: „Es kann nicht sein, dass die Menschen die Moscheen mit antichristlichen Parolen verlassen“, ergänzt er. „Wir lehnen Aggression ab. Es muss eine Trennung von Islam und Gewalt geben.“

Die kleine Kapelle im Bezirk Lichtenberg ist an diesem Tag übervoll. Viele Menschen drängeln sich im Mittelgang. Unter den Trauergästen ist auch der ägyptische Botschafter Ramzy Ezzeldin Ramzy. Der Bischof der Berliner und Brandenburger Protestanten, Markus Dröge, richtet ein Grußwort an die koptische Gemeinde.

„Wir beobachten mit großer Sorge, dass Christen in aller Welt verfolgt werden“, sagt der evangelische Geistliche. Der Glaube an Gott werde missbraucht, wenn Menschen im Namen Gottes zu Gewalt oder Mord aufhetzten. „Wir beten zu Gott, er möge der Welt Frieden schenken und uns alle zu Friedensstiftern machen“, sagt der evangelische Bischof – und die koptischen Diakone stimmen wieder ihre Liturgie an.

Die Rednerliste an diesem Nachmittag ist sehr lang. Vertreter zahlreicher christlicher Kirchen, aber auch Freunde der koptischen Gemeinde drücken ihre Bestürzung und ihr Beileid, aber auch ihre Hoffnung auf Frieden aus. Und nicht nur das: Weit über Berlin hinaus erinnern Kopten an diesem Sonntag an die Toten von Alexandria. Europaweit haben die Kopten zu solchen Gedenkstunden aufgerufen. Barbara Schneider

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