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SONNTAGS um zehn: Der Glaube als Erfahrung

Ein Taufgottsdienst in der St.-Thomas-Kirche

Pfarrer Christian Müller freute sich gestern am Altar. Waren doch mehr als erwartet dem weit über den Mariannenplatz dröhnenden Glockenruf in die evangelische St.-Thomas-Kirche gefolgt. Sein freundlicher Rat, sich für die Wintergottesdienste einen Pullover mehr anzuziehen, kam für Fremde leider zu spät. Dafür wärmte die eingangs von der Gemeinde besungene „güldene Sonne voll Freud und Wonne“ aber ebenso das Herz, wie die schöne Sitte, sich untereinander mit „Friede sei mit dir“ oder „Schalom“ zu begrüßen. Unter denen, die sich mit Händedruck den Friedensgruß entboten, war auch der Täufling. Bill heißt der junge Mann mit dem freundlich-offenen Gesicht, der sich gestern durch seine Taufe zu Gott bekannte. Der St.-Thomas-Gemeinde sei er mit seiner Frau Kathrin aber schon lange verbunden, hatte Pfarrer Müller ihn vorgestellt. Bill vergrößert nun auch ganz offiziell die Gemeinde, die schon im 19. Jahrhundert mit etwa 150 000 Mitgliedern weltweit eine der größten der evangelischen Kirche war.

Über den Glauben zu Gott, dem sich gestern nun auch Bill anvertraute, predigte dann Christian Müller. Ein Rezept gebe es dafür nicht, sagte der Pfarrer, auch die Taufe sei keines. Aber eine Einladung sei sie, sich als Mensch zu zeigen, aus seiner eigenen Festung herauszukommen und sich ohne Rüstung auf den Weg zu Gott zu machen. Nichts für immer Festgelegtes und Statisches sei der Glaube. Auch auswendig lernen könne man ihn nicht. Vielmehr sei er eine immer neue Erfahrung und Begegnung, für die man eigenen Grenzen überspringen müsse.

„Da lädt uns einer ein, der bei uns ist alle Tage“, sagte der Pfarrer. Sich im Glauben darauf zu verlassen, könne man nur immer wieder versuchen. hema

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