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SONNTAGS um zehn: Der Neue auf der Kanzel

Domprediger Michael Kösling wurde in sein neues Amt eingeführt.

„Ja, mit Gottes Hilfe“, sagte Michael Kösling, als er gestern im weißen Talar mit roter Stola vor dem goldenen Altar des Berliner Doms kniete. Segnend legten ihm Superintendent Bertold Höcker, die Mitglieder des Domkirchenkollegiums und die beiden anderen Domprediger die Hände auf. Für den 36-jährigen Theologen begann ein neuer Lebensabschnitt: Zusammen mit Petra Zimmermann und Thomas Müller ist er nun Domprediger, feiert Gottesdienste an der wohl bekanntesten Kirche der Bundeshauptstadt.

Vor allem aber wird er sich der Kinder- und Jugendarbeit widmen, einem Teil der Gemeindearbeit am Berliner Dom, der immer mehr Zulauf erfährt. Das bewiesen mehrere Dutzend Kinder, die sich während der Einführung zum Zugucken im Altarraum versammelt hatten.

„Er kam zu mir auf Erden, von einer Jungfrau rein und zart – er sollt mein Bruder werden“, sangen die vielen hundert Menschen unter der weiten Kuppel des Doms, während Kösling bedächtig und mit leicht gesenktem Kopf die Treppe zur Kanzel emporstieg. Dann trat er durch die hölzerne Tür, energisch schloss er sie. „Gnade sei mit euch, und Friede von unserm Herrn Jesus Christus“, grüßte er die Gemeinde mit den Worten, die schon Generationen von Dompredigern vor ihm zu Beginn ihrer Predigt brauchten. Dann sprach Kösling über das Gebet, das Jesus dem biblischen Johannesevangelium zufolge zur Verabschiedung von seinen Jüngern betete.

Die wenigsten Menschen beteten wohl so kompliziert wie Jesus. „Wenn wir fühlen und wissen, dass Gott etwas mit unserem Leben zu tun hat, dann formt unser Leben unser Gebet in Dank und Lobpreis.“ In schweren Situationen fehlten den Menschen dagegen oft die Worte. Köslings Botschaft an diesem Tag: Auch in solchen Situationen ist Gott für die Menschen da. Jesus bete für sie. „Wenn uns selbst das Vater vom Vaterunser nicht über die Lippen kommt, reicht es, dass wir wissen, dass da einer für uns betet.“

Solche Stoßgebete hatte Kösling gestern nicht nötig: Bei einem fröhlichem Empfang begrüßten ihn die Gemeindeglieder nach dem Gottesdienst. Schon am Karfreitag gibt es wieder Gelegenheit, den Domprediger kennenzulernen: bei der Karfreitagsprozession am Berliner Dom. Benjamin Lassiwe

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