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SONNTAGS um zehn: Des Lebens Frucht

Ein Familiengottesdienst in der Fastenzeit in St. Josef in Weißensee

Besonders spaßig war es in letzter Zeit sicher nicht, katholisch zu sein, oder? „Das fanden wir auch“, seufzt Pfarrer Bernd Krause und kommentiert die vatikanische Pannenserie der letzten Monate mit Augenrollen und bodenständigen Worten: „Aber wir glauben und leben hier in unserem Kiez“. Der liegt in Weißensee nahe dem Antonplatz rund um die St.-Josef- Kirche in der Behaimstraße. Das wuchtige, 110 Jahre alte Gemäuer wird links vom katholischen Theresien-Gymnasium und rechts von der Kita der Pfarrei flankiert.

Über 2000 Mitglieder zählt die ständig wachsende Gemeinde. Darunter viele Zuzügler. Junge Familien aus dem Saarland oder von Rügen, die die Gegend als bezahlbare Alternative zum Prenzlauer Berg entdecken. Sehr offen sei seine Gemeinde, erzählt Pfarrer Krause weiter, „für Kinder, Jugendliche, aber auch für Geschiedene und Leute, die in anderen Gemeinden schief angeguckt werden.“

Sie alle sind heute zum Familiengottesdienst am fünften Fastensonntag zusammengeströmt. „Wir fasten auch mit den Augen“, erklärt Gemeinderefentin Regina Harzdorf das verhängte Kreuz am sparsam bemöbelten Altar. Alle Blicke richten sich stattdessen auf das diesjährige Hungertuch zur Fastenaktion der katholischen Hungerhilfe Misereor. „Gottes Schöpfung bewahren – damit alle leben können“, heißt das dramatisch-bunte Klimawandelbild eines nigerianischen Künstlers, das inmitten strenger Backsteingotik ziemlich exotisch aussieht.

Und dann geht es auch schon los mit der Kinderanimation. Religionspädagogin Harzdorf schnappt sich das Mikro, bittet die große Kinderschar zum Altar und versucht den kleinen Nachwuchschristen mittels Weizenkörnern, einer Schale mit Erde und eines Blumentopfs mit grünen Weizenhalmen den Tod und die österliche Auferstehung Jesu nahezubringen. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt’s allein; wenn es aber stirbt, so bringt’s viel Frucht“, lautet das dazugehörige Bibelgleichnis. Und während die Kinder fleißig Weizenkörner beerdigen, die eines Tages hoffentlich als Ähren wiederkehren, halten ein paar graumelierte Gottesdienstbesucher kleine Nickerchen. Gunda Bartels

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