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SONNTAGS um zehn: Hände falten für Verfolgte

Ein Gottesdienst für syrische Christen in der Marienkirche.

Klagend erklang das „Herr, erbarme Dich!“ des serbisch-orthodoxen Chores in der Marienkirche am Alexanderplatz. Mehr als 500 Christen aller Konfessionen trafen sich dort am Sonntagaabend zum Gottesdienst: Sie wollten für die Menschen beten, die überall auf der Welt verfolgt werden, weil sie Christen sind. Zum vierten Mal schon fand aus diesem Anlass ein ökumenischer Gottesdienst in Berlin statt: Neben dem evangelischen Landesbischof Markus Dröge nahmen auch der katholische Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der armenisch-orthodoxe Erzbischof Karekin Bekijan und der syrisch-orthodoxe Bischof Hanna Julius Aydin daran teil.

Aydin las das Evangelium auf Aramäisch, der Sprache Jesu: Denn in diesem Jahr stand die Lage der Christen in Syrien im Zentrum des Gottesdienstes. „Menschen aller Religionen leiden in Syrien unter der Gewalt des Bürgerkriegs“, sagte Dröge in seiner Predigt. Aber die christliche Minderheit gerate zunehmend zwischen die Fronten. „Die Christen leben nicht in geschlossenen Ortschaften oder Vierteln wie andere Gruppen“, sagte Dröge. Das mache sie angreifbar. „Es ist nicht viel übriggeblieben von den Hoffnungen, die sich mit dem Aufstand gegen das Assad-Regime verbunden haben.“

Und dann erklärte Dröge, warum Kirchgänger auch in Deutschland die Hände für verfolgte Christen falten sollten: Hier bräuchten sich die Menschen keine Sorgen zu machen, wenn sie in die Kirche gingen. Anderswo sei das nicht selbstverständlich. Das Christentum sei die weltweit am meisten verfolgte Religion, habe Bundeskanzlerin Angela Merkel im November vor der EKD-Synode in Timmendorfer Strand gesagt. „Das Leiden der Christen ist uns nicht egal“, sagte Dröge auf der mit Engeln geschmückten Kanzel der Marienkirche. „Wir wollen für sie und mit ihnen beten und auch die Ohnmacht mit ihnen teilen und sehnsüchtig fragen: ,Wo ist bloß der Friede, Herr, den deine Engel verkündeten?’“ Benjamin Lassiwe

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