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Berlin: Sonntags um zehn: Heiliger Geist, brüderlich geteilt

Der Ort ist gut gewählt: Zwischen Synagoge und katholischem Krankenhaus wird am Pfingstmontag in der evangelischen Sophienkirche der Abschluss der Nacht der offenen Kirchen gefeiert. Und weil Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes und auch das der Kirche selbst ist, geht es an diesem Vormittag vor allem um Gemeinsames.

Der Ort ist gut gewählt: Zwischen Synagoge und katholischem Krankenhaus wird am Pfingstmontag in der evangelischen Sophienkirche der Abschluss der Nacht der offenen Kirchen gefeiert. Und weil Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes und auch das der Kirche selbst ist, geht es an diesem Vormittag vor allem um Gemeinsames. So feiern ein evangelischer Bischof, ein katholischer Prälat, eine Pfarrerin der Herrnhuther Brüdergemeinde, ein äthopisch-orthoxer Geistlicher und eine armenisch-apostolische Christin gemeinsam.

Bischof Wolfgang Huber stellt in seiner Predigt über den Abschnitt aus dem Propheten Sacharja (4,6) - "Nicht durch Macht, nicht durch Kraft, allein durch meinen Geist spricht der Herr der Heere" stellt er aktuelle Bezüge her, denkt darüber nach, wie Arafat und Sharon auf diese "Zumutung des Propheten" reagieren würden. "Wir können dem Geist nicht befehlen, nur bei unserer eigenen Konfession einzukehren", sagt Huber und macht klar, dass im Pfingstwunder, bei dem alle die Botschaft in ihrer eigenen Sprache hören konnten, auch die von Gott verfügte babylonische Sprachverwirrung ein Ende hat.

Die Auswahl der Lieder aus evangelischem und katholischem Gesangsbuch, die Einbeziehung des Chores der äthiopisch-orthodoxen Gemeinde, die Bestimmung der Kollekte - die Äthiopier in Berlin sollen mit einem eigenen Seelsorger unterstützt werden - und der gemeinsame Segen: Man kann diese Zeichen theatralisch finden. Doch sie sind wirksam und belegen den Willen der Gemeinde, die zum Orgelspiel von HU-Musikdirektor Constantin Alex singt: "Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit / die scharfgeschliffnen Waffen der ersten Christenheit." Dass diese Waffen nichts mit Gewalt, sondern mit der Kraft des Pfingstfestes zu tun haben, hat Huber deutlich gemacht.

Jörg-Peter Rau

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