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SONNTAGS um zehn: Kraftquelle aus Glas und Klinker

Ein Gottesdienst in der Charlottenburger Gustav-Adolf-Gemeinde

Weihnachten ist noch spürbar in der Gustav-Adolf-Kirche in Charlottenburg. Noch leuchten die Kerzen am Christbaum in dem hohen Kirchenschiff. Noch steht die Weihnachtskrippe mit Ochs und Esel und den Heiligen Drei Königen neben dem Altar. Und vor der Osterkerze liegt in einem Futtertrog das Jesuskind. „Wir feiern heute den zweiten Sonntag nach Epiphanias“, sagt Pfarrer Simon Kuntze, um dann zu erklären: „Epiphanias, das heißt Erscheinung.“

Wenige Wochen nach dem Weihnachtsfest fragt der 35-jährige Pfarrer nach der Begegnung zwischen Gott und Menschen heute. In seiner Predigt erinnert er an den jüngst verstorbenen Regisseur Christoph Schlingensief. „Für Schlingensief, den großen Fragenden, war es eine Erlösung von seinem glaubensfesten Onkel zu hören, dass auch er manchmal das Gefühl hatte, von Gott verlassen zu sein.“

Allein beim Zweifeln will es der Pfarrer allerdings nicht belassen. Dem Hadern mit Gott setzt Kuntze die Hoffnung entgegen. „Der Gott, an den wir glauben, ist der Gott, der mit uns ist.“ Gott schaffe Räume zur Begegnung. „Vielleicht ist diese Kirche ein solcher Ort“, sagt er. Zwischen 1932 und 1934 hatte Kirchenbaumeister Otto Bartning (1883 bis 1959) das hohe, lichtdurchflutete Bauwerk aus Beton, Glas und Klinker geschaffen.

Wohl wegen seiner Architektur übt die denkmalgeschützte Kirche auf Menschen aus nah und fern bis heute eine starke Anziehungskraft aus. Davon zeugt das Gästebuch in der Kirche. Ein Ehepaar berichtet darin von seiner Hochzeit in dem Gebäude vor über 40 Jahren. Ein Mann lässt seine Gedanken zum Ort seiner Konfirmation schweifen. Und auch an die Atmosphäre am vergangenen Weihnachtsabend erinnert sich einer der Gästebuchschreiber gerne. Barbara Schneider

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