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SONNTAGS um zehn: Kunterbunte Luftballons

Die Passionskirche feierte 100-jähriges Bestehen

Der anhaltende Nieselregen machte den mopsfidelen Knirpsen gestern Mittag auf dem Marheinekeplatz nichts aus. Bunte Luftballons ließen sie in den bleigrauen Kreuzberger Sonntagshimmel steigen, an denen hingen ihre gemalten Glückwünsche für eine besondere Hundertjährige. Eines der schönsten und trutzigsten Berliner Gotteshäuser – die vom königlichen Baurat Theodor Astfalck aus Ziegeln im neoromanischen Stil errichtete Passionskirche – feierte gestern mit einem musikalischen Festgottesdienst seinen 100. Geburtstag.

Am 2. Januar 1908 war der Bau in Gegenwart von Prinz Eitel Friedrich, dem zweiten Sohn Wilhelms II., eingeweiht worden – auf kaiserlichen Wunsch unter dem Namen Passionskirche. Auch diesmal standen die Besucher dichtgedrängt, als um 11 Uhr unter den Klängen des „Festival March“ von Arthur Foot die Geistlichen und der Gemeindekirchenrat feierlich einzogen. Leider ohne Bischof Wolfgang Huber, der krankheitshalber kurzfristig darauf verzichten musste, die Festpredigt zu halten.

Statt seiner würdigte Pröpstin Friederike von Kirchbach das Gotteshaus und seine 100-jährige Erfolgsgeschichte mit einfühlsamen Worten. „Dieser Raum kann für sich selbst predigen“, sagte die Leiterin des Konsistoriums. Sicher habe zu diesem besonderen Tag jeder seine eigenen Erinnerungen mitgebracht, so wie sie selbst auch. In der DDR aufgewachsen, lernte sie das Gotteshaus im Bergmannkiez erst nach der Wende kennen. 100 Jahre Passionskirche, das seien auch 100 Jahre wechselvoller deutscher Kirchengeschichte.

Am Marheinekeplatz wird diese in der Gegenwart von viel sozialer Kiezarbeit geprägt, unter anderen gibt es eine Wärmestube für Obdachlose und die wöchentliche Ausgabe von Lebensmitteln an Bedürftige. Genauso sind in der Kirche aber auch kulturelle Veranstaltungen und vor allem moderne Musik zu Hause und treffen auf offene Ohren. Gestern war die Musik hausgemacht – Orgel und Kantorei der Passionskirche bejubelten das Jubiläum, dessen letztes Halleluja dann der Auftakt zu Häppchen und einem Umtrunk war. hema

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