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SONNTAGS um zehn: Mit Jesus im Kino

Ein Gottesdienst im Babylon in Mitte

Im Programm steht 11 Uhr. Doch um diese Zeit ist das Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz noch leer. „In Mitte ist es cool, zu spät zu kommen“, sagt Oliver Höppner. Er gehört zur Gemeindeleitung des „Berlinprojekts“, einer Gemeinde unter dem Dach des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden. Jeden Sonntag trifft sich hier die „Generation Praktikant“ zum Gottesdienst – Studenten, Partygänger, die jungen Kreativen.

45 Minuten später lümmeln sich gut 300 Menschen, kaum jemand über 30, in den Klappsesseln mit Plüschbezug, lauschen sanfter Klaviermusik und singen schlagerhafte Kirchenlieder. Heute hält tatsächlich ein Theologiepraktikant die Predigt. Fridhjof Lehmhuis spricht über Jesus, der erst in einem Fischerboot predigt und dann die Netze so voll werden lässt, dass es die Fischer mit der Angst zu tun bekommen. „Petrus war Berufsfischer, der wusste, wie man Fische fängt“, sagt Lehmhuis. Irritierend also, dass Jesus, der kein Fischer war, die Netze so leicht füllt. Die Menschen im Kino kennen das, in anderem Zusammenhang. „Man läuft durch den Mauerpark und sieht lauter Leute, die viel cooler sind“, sagt Lehmhuis. Der junge Theologe spricht die Besucher in ihrer Lebenswelt an. „Weil Jesus zu Petrus gesagt hat: Fürchte dich nicht, nimmt er uns auch heute an, so wie wir sind – egal wie viele Kontakte wir bei Myspace oder StudiVZ haben.“

Begonnen hatte das „Berlinprojekt“ vor drei Jahren in der Kulturbrauerei. Dann wurde dort der Raum zu klein. „Wir haben uns auch leer stehende Kirchen angesehen“, sagt Oliver Höppner. „Aber darin haben wir uns nicht wohl gefühlt.“ Denn es geht auch ums Gemeinschaftsgefühl. Damit stößt man teilweise auf Misstrauen. Vor dem Schlusssegen tritt Pastor Christian Nowatzky vor die Gemeinde. „Im ,Spiegel’ erscheint am Montag ein Artikel, in dem wir in Verbindung gebracht werden mit Evangelikalen, Schwulenhassern und Bush-Wählern.“ Das empört den Pastor sichtlich. Benjamin Lassiwe

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