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SONNTAGS um zehn: Portugiesisch verbindet alle

Gottesdienst für Brasilianer, Angolaner und Mosambikaner in Prenzlauer Berg.

Frauen johlen und tanzen, Männer pfeifen, und alle klatschen und trampeln: Die Stimmung beim Gottesdienst der katholischen portugiesischsprachigen Gemeinde erinnert an ein Rockkonzert. Vor allem jetzt, als Priester Tarcisio Darros Feldhaus die drei Kinder und die drei Erwachsenen, die er gerade getauft hat, willkommen heißt. Aber nicht nur dann. Ein Gospelchor – inklusive Solistin im grasgrünen, wildgemusterten Kleid und jungen Frauen in bonbonfarbenen Outfits, die den Rhythmus mit Rasseln schlagen – eröffnet die Messe in der Kirche Mater Dolorosa in Prenzlauer Berg. Und der Chor bestreitet mehr als die Hälfte der Liturgie. Der Priester wiegt dann seinen Kopf im Rhythmus oder er lächelt.

Nach der Messe erklärt er: „Dieser Gottesdienst war eine Premiere. Zum ersten Mal haben Gemeindemitglieder aus Mosambik die Liturgie gestaltet.“ Anlass war die Taufe. Der 51-jährige Brasilianer steht der portugiesischsprachigen Gemeinde seit fast einem Jahr vor. Er löste einen Priester ab, der mehr als 35 Jahre jeden Sonntag in Berlin einen Gottesdienst auf Portugiesisch hielt. Darros Vorgänger war in Portugal zum Priester geweiht worden und gründete die Gemeinde in den 70er Jahren, als viele Gastarbeiter aus Portugal in Berlin lebten.

„Wegen dieser Geschichte waren bisher vor allem Portugiesen im Gottesdienst präsent. Ich will aber auch, dass die anderen mitmachen“, kann Tarcisio Darros noch sagen, bevor ihn die frisch getauften Mosambikaner für ein Gruppenfoto vor den Altar ziehen. Erst nachdem es mindestens 20 Mal geblitzt hat, lassen sie den Priester wieder los. „Die Messe heute war ein Erfolg, glaube ich“, sagt Darros und lächelt. „Wir haben die Gottesdienstbräuche in Mosambik kennengelernt – und die Mosambikaner sind glücklich, weil sie in unserer Gemeinde ihre Kultur leben können.“

Damit sich alle portugiesischsprachigen Berliner in seiner Gemeinde wohlfühlen, lädt Darros immer sonnabends Gläubige aus jeweils einem Land ein, die Abendmesse zu organisieren. Am ersten Samstag sind die Angolaner dran, am zweiten die Mosambikaner, am dritten die Brasilianer, am vierten die Portugiesen. Mosambikaner und Angolaner hat er schon erreicht, jeden Sonntag sind es mehr. Die meisten von ihnen kamen übrigens schon in den 70ern nach Deutschland, als die DDR und das sozialistische Mosambik eng zusammenarbeiteten. Die Brasilianer sind noch in der Minderzahl.

Die Fürbitten allerdings liest eine junge Brasilianerin. Sie wünscht Papst Franziskus alles Gute für die Reise zum Weltjugendtag nach Rio sowie allen Brasilianern und der portugiesischsprachigen Gemeinde, dass sie den Besuch genießen. Als sie fertig ist, singt wieder der Gospelchor. Veronica Frenzel

Sonntags 11 Uhr, Mater-Dolorosa-Kirche, Greifswalder Str. 18, Prenzlauer Berg

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