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SONNTAGS um zehn: Schon Moses war für Schuldenerlass Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul in der Zionskirche

Ausgebucht ist die abgeschabte Zionskirche in Mitte nicht, als sich die morgens aus Wiesbaden eingeflogene Bundesministerin in die erste Reihe setzt. Sie ist Gastpredigerin der G-8-Predigtreihe zum Gerechten Wirtschaften, die hier seit Juni läuft.

Ausgebucht ist die abgeschabte Zionskirche in Mitte nicht, als sich die morgens aus Wiesbaden eingeflogene Bundesministerin in die erste Reihe setzt. Sie ist Gastpredigerin der G-8-Predigtreihe zum Gerechten Wirtschaften, die hier seit Juni läuft. Thema der evangelischen Entwicklungshilfeministerin: Verantwortung in der einen Welt. Dazu hat sich die farbenfroh herausgeputzte „rote Heidi“ an diesem grauen Sonntag einen um die 2500 Jahre alten Text von Moses ausgesucht.

Klar, dass die SPD-Linke den aus der „Bibel in gerechter Sprache“ vorliest, die jede Ausgrenzung vermeiden möchte. „Ihr sollt alle sieben Jahren einen Schuldenerlass durchführen“, befiehlt Moses darin dem Volk Israel. Und weiter: „Sei nicht hartherzig gegenüber deinen in Not geratenen Geschwistern. Gib ihnen reichlich und nicht berechnend, dann segnet dich Gott.“ Für sie sei christliche und politische Überzeugung sowieso dasselbe, sagt die Ministerin später. Und so konfrontiert sie den alttestamentarischen Text mit ihrem Politikerleben, zählt Schuldenerlassinitiavativen für Afrika auf und betont, wie wichtig es sei, endlich internationale Finanzströme zu besteuern, um damit Entwicklungshilfeprojekte zu finanzieren. „Moses’ Text ist ein Rechtstext. Es geht um Menschenrechte, nicht um Almosen.“ Die Botschaft sei klar: Menschenrecht stehe über Marktfreiheit.

Nach dem Gottesdienst plaudert Wieczorek-Zeul am Kaffeetisch im Foyer. Ein Bankangestellter vermisste Praktisches zum Schuldenerlass, einer pensionierte Pfarrerin „hat die Kritik am Neoliberalismus richtig gutgetan“ und ein Student nutzt die Chance, der Ministerin einen Protestflyer gegen die Bahnprivatisierung in die Hand zu drücken. Die sei Dienstag im Kabinett dran, meint er, und da könne Frau Wieczorek-Zeul gleich dafür sorgen, dass nicht jeder Bereich durchökonomisiert werde.Gunda Bartels

Einen Gottesdienstüberblick finden Sie donnerstags in Ticket.

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